Letzte Ruhestätte unter der Kirche

Eine würdige letzte Ruhestätte samt christlichem Symbol und Namensschild zu einem günstigen Preis - diese neue Form der Urnen-Bestattung bietet demnächst die Pfarrkirche St. Michael im Trierer Stadtteil Mariahof. "Das ist bundesweit einmalig", sagen die Initiatoren.

Trier. Wenn ein Obdachloser in Trier stirbt, kümmert sich die Stadt um die Beisetzung. Hat der Verstorbene zu Lebzeiten keinen anderen Wunsch geäußert, wird die Leiche eingeäschert und die Urne anonym beigesetzt. Die Kosten - zwischen 1500 und 2800 Euro - trägt der Steuerzahler. Dabei schlagen allein die Friedhofsgebühren mit zwischen 500 und 1000 Euro zu Buche.

Konkurrenzlos günstig



Geht es nach dem Willen des Bistums und der Trierer Pfarreiengemeinschaft Heiligkreuz, St. Maternus und St. Michael, werden diese Urnen künftig in einer Gruft unter der Mariahofer Pfarrkirche beigesetzt - zu einem konkurrenzlos günstigen Preis von 200 Euro. "Wir wollen der Stadt das Angebot machen, die Armen hier beizusetzen", sagte am Freitag Dechant Georg Goeres bei der Vorstellung des Projekts, das zumindest in dieser Form bundesweit einmalig ist (der TV berichtete).

Der Lehmkeller unter der Pfarrkirche aus den 70er Jahren wird in den nächsten Monaten zu einer Urnengruft umgebaut. Kosten: 80 000 Euro. Zunächst bis zu 400 Bestattungen sind dort möglich. Die Anzahl ist abhängig davon, ob die Asche in einer kleineren und damit preisgünstigeren Kapsel beigesetzt wird (200 Euro) oder in einer Urne (1200 Euro). Die Urnen oder Aschekapseln werden später durch eine Öffnung im Kirchenboden in die Gruft hinabgelassen und dort in einer Urnen-Wand beigesetzt. Die Besonderheit: Die Grabkammer selbst ist für etwaige Angehörige nicht zugänglich. Wer der Verstorbenen gedenken möchte, kann dies in der Seitenkapelle an dem Ort tun, wo die Urnen hinabgelassen werden. Damit soll verhindert werden, dass sich jemand möglicherweise nur aus finanziellen Gründen in der Urnengruft bestatten lässt.

Grundsätzlich nämlich können nicht nur weniger begüterte Menschen ihre letzte Ruhestätte in St. Michael finden, sondern jeder Bürger von Trier. Erste Anfragen habe es bereits gegeben, sagt Dechant Goeres.

In den nächsten Wochen dürften sich bei dem katholischen Pfarrer noch mehr Interessenten melden, denn Reservierungen sind möglich. Nach Angaben der Verantwortlichen reagiert das Bistum mit der Urnengruft auf den zunehmenden Trend zu anonymen Bestattungen und sogenannten Asche-Verstreuungen. In Trier wird bereits jeder zweite Verstorbene eingeäschert. Der Inhalt jeder sechsten Urne wird verstreut. "Dies entspricht nicht unserer christlichen Tradition", sagt Dechant Goeres und verweist darauf, dass die Urnengruft auch eine Aktion sei "gegen die Jenseitsvergessenheit". Es sei schließlich eine urchristliche Aufgabe, sich um die Verstorbenen zu kümmern, "weil wir glauben, dass sie bei Gott leben".

Verwaltungsrat Reinhold Bonertz sagte, die Pfarreiangehörigen seien ursprünglich skeptisch gewesen. "Mittlerweile aber ist die Akzeptanz für die Urnengruft sehr hoch."

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