Lieferengpässe: Wenn die Medizin alle ist

Trier · Derzeit sind verschiedene Arzneimittel in Apotheken nicht erhältlich. Patienten werden mit anderen Wirkstoffen versorgt. Ärzte schimpfen auf die Pharmaindustrie

Wer in den vergangenen Tagen in der Apotheke war, um ein verschriebenes Medikament abzuholen, der bekam nicht selten vom Apotheker die Antwort, dass das Mittel derzeit nicht verfügbar sei. "Es gibt derzeit Lierferengpässe für Arzneimittel", bestätigt Frank Eickmann, Sprecher des rheinland-pfälzischen Apothekerverbandes. Betroffen seien unterschiedliche Mittel: Antibiotika genauso wie Asthma-Sprays, Impfstoffe oder Krebsmedikamente. Das für die Zulassung und Überwachung von Medikamenten zuständige Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) führt derzeit auf seiner Internetseite insgesamt 23 Arzneimittel auf, die derzeit nicht verfügbar sind - und das teilweise bereits seit Monaten. Dabei handelt es sich um die von den jeweiligen Herstellern gemeldeten Lieferengpässe. Da es für eine solche Meldung keine Verpflichtung gibt, dürften die tatsächlichen Engpässe deutlich größer sein.

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"Für die Patienten kann das sehr gefährlich werden, wenn dringend benötigte Arzneimittel für Wochen oder Monate nicht zur Verfügung stehen und deshalb auch nicht bei der notwendigen Behandlung eingesetzt werden können", sagt Günther Matheis, Präsident der Landesärztekammer. Sei ein Arzneimittel nicht verfügbar, werde ersatzweise auf andere Präparate zurückgegriffen. "Die erzielen aber möglicherweise nicht denselben Behandlungserfolg oder haben mehr Nebenwirkungen." Als Gründe für die Lieferengpässe nennt Matheis Rohstoffmangel, mindere Qualität, Hygienemängel in der Produktion und Produktionsausfälle."Und allem voran natürlich auch die Entscheidung, die Produktion aus rein finanziellen Gründen aus Europa heraus zu verlagern." Es sei mitlerweile die Regel, dass Wirkstoffe nicht in Europa produziert würden, sagt Apotheker-Verbandssprecher Eickmann. Die Hersteller seien auf den globalen Markt angewiesen, "mit allen Produktions-und Lieferproblemen, die damit zusammenhängen können".

Walter Gradel, Präsident der Bezirksärtzekammer Trier sagt: "Die Preissenkungen, gerade im Bereich der
Antibiotika haben dazu geführt, dass sich die Herstellung oft auf nur einzelne Firmen weltweit beschränkt. Das steigert natürlich das Risiko von Engpässen, da eine kurzfristige Erhöhung der Kapazitäten unmöglich ist." Da auch bestimmte Krebsmittel derzeit nicht verfügbar sind, haben auch Krankenhäuser Probleme. Zum Beispiel das Trierer Brüderkrankenhaus. Lieferengpässe führten in der Krankenhausapotheke zu einem größeren Zeitaufwand bei der Beschaffung der Mittel, sagt eine Kliniksprecherin. Bisher sei jedoch immer noch möglich gewesen, die notwendigen Präparate zu erhalten. Es habe noch keinen Fall gegeben, in dem Patienten wegen fehlenden Medikamenten nicht hätten behandelt werden können. Auch aus dem Mutterhaus heißt es, dass sich Krebspatienten über ihre Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten keine Sorgen machen müssten.

Ärztechef Matheis fordert eine Meldepflicht für Hersteller bereits bei drohenden Lieferengpässen.

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