Lokführerstreik: Verspätungen und Ausfälle

Der Streik der Lokomotivführer hat auch in Rheinland-Pfalz zu Behinderungen im morgendlichen Berufsverkehr geführt. In Trier hielten sich die Auswirkungen für die Bahnfahrer in Grenzen, vier Züge fielen aus oder verspäteten sich.

Trier. (maj/dpa) "Bitte Beachten Sie: Aufgrund des Streiks der GDL kommt es heute zu Zugausfällen. Wir bitten um Ihr Verständnis", schallt es aus den Lautsprechern auf dem Bahnhof. Die Menschen auf dem Trier er Hauptbahnhof verhalten sich trotz streikender Lokführer unaufgeregt und gelassen. Insgesamt hält sich die Zahl der Ausfälle von Zügen am Trierer Hauptbahnhof in Grenzen. Vier Züge fallen aus oder verspäten sich.

Die Bahn um 8.13 Uhr nach Koblenz fällt aus, und der Zug um 8.31 Uhr nach Mannheim erreicht Trier 20 Minuten später. Auf Gleis 11 sollte der 9.08-Uhr-Zug nach Perl ausfallen, er fährt dann aber doch. Um 10.56 Uhr fällt schließlich der IC nach Luxemburg über Wasserbillig aus.

60 bis 80 Prozent der Züge im Land betroffen



Mit Blick auf ganz Rheinland-Pfalz erklärt der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) für den Bezirk Südwest, Thorsten Weske: "60 bis 80 Prozent der Züge im Regional- und Fernverkehr sind ausgefallen oder verspätet gewesen. Vor allem in Mainz, Pirmasens und Germersheim ist fast nichts mehr gefahren." Der Nahverkehr normalisierte sich bis zum frühen Nachmittag zunehmend, im Fernverkehr mussten die Fahrgäste laut Bahn noch bis in den Nachmittag hinein mit Verzögerungen rechnen.

Der Schwerpunkt der Streiks lag nach Angaben der Deutschen Bahn vor allem im Raum Köln. Fast die Hälfte aller S-Bahnen und Nahverkehrszüge fielen dort im morgendlichen Berufsverkehr aus. Auch im Fernverkehr kam es teilweise zu erheblichen Verspätungen. Der sechsstündige GDL-Streik im Personenverkehr dauerte von 4 bis 10 Uhr.

Im Güterverkehr blieben wegen des am Mittwochabend begonnenen 14-Stunden-Streiks rund 300 Güterzüge stehen, wie die Bahn mitteilte. Sie will diesen Stau bis zum Wochenende auflösen.

Die GDL will mit dem Arbeitskampf einheitliche Tarifbedingungen für die etwa 20 000 Lokführer bei der Deutschen Bahn (DB) und weitere rund 6000 Lokführer bei der DB-Konkurrenz durchsetzen. Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky spricht von einem "deutlichen Signal an die Arbeitgeber, endlich ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen".

Seit Auszählung der Urabstimmung am Montag, in der mehr als 90 Prozent für unbefristete Streiks votiert hatten, hat sich bei der DB und ihren sechs großen Konkurrenten im Regionalverkehr nichts bewegt. Jetzt hofft die Gewerkschaft GDL auf Bewegung im Tarifstreit und kündigte an, dass es unmittelbar keine Streiks geben werde.

"Die GDL wird nun eine Pause machen, damit sich die Arbeitgeber besinnen können", sagte Weselsky. Zugleich drohte er aber mit einer Verschärfung der Streiktaktik. "Wer uns kennt, weiß, dass wir sehr weit gehen können. Aber das wollen wir eigentlich nicht, denn wir wollen Verhandlungen."

Hintergrund Spartengewerkschaften: Ärzte, Piloten, Fluglotsen und Lokführer haben aufgrund ihrer Schlüsselposition und ihrer Streikmacht in den vergangenen Jahren größere Siege errungen: Die Piloten setzten bei der Lufthansa Gehaltssteigerungen von fast 30 Prozent durch, die GDL erstreikte sich 2007/2008 ein Plus von elf Prozent und einen eigenen Tarifvertrag exklusiv für Lokführer. Als nächstes, so fürchtet beispielsweise Südwestmetall-Chef Rainer Dulger, könnten sich die Männer der Feuerwehren an Flughäfen, Chemiebetrieben oder Atomkraftwerken separat organisieren und mit wenigen Leuten zentrale Betriebe stilllegen. Das deutsche Gewerkschaftsmodell befindet sich im Wandel, stellt der Wissenschaftler Wolfgang Schröder fest. Insbesondere der große Gemischtwarenladen Verdi tue sich schwer, gerade hochspezialisierte Beschäftigtengruppen an sich zu binden. (dpa)

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