"Macht euch keine Gedanken"

Weil sie mit BSE-Risikomaterial belastetes Tierfett in Umlauf gebracht haben sollen, müssen sich derzeit drei Männer vor dem Trierer Landgericht verantworten. Ein Zeuge erhob am zweiten Prozesstag schwere Vorwürfe gegen die Angeklagten.

Trier. Glaubt man einem heute 40-jährigen LKW-Fahrer, ging es in der Tierkörper-Beseitigungsanstalt Rivenich (Kreis Bernkastel-Wittlich) zu Hochzeiten des Rinderwahnsinns vor sechs Jahren mitunter zu wie in einem Chaos-Laden. Obwohl seit Ende 2000 BSE-Risikomaterial (SRM) von Rindern getrennt gesammelt, eingefärbt und anschließend verbrannt werden muss, sei dies in Rivenich über Monate hinweg zu Tierfett weiterverarbeitet worden, behauptete der als Zeuge geladene Mann am Dienstag vor dem Trierer Landgericht. "Macht euch nicht so viele Gedanken", hätten Kollegen zu hören bekommen, die damals kritisch nachgefragt hätten. Nach Angaben des Zeugen hatten seine Vorgesetzten den Fahrern gesagt, es gebe einen Unterschied zwischen "gutem" und "schlechtem" Risikomaterial. Das "schlechte" SRM waren demnach die blau eingefärbten Tierreste, das angeblich für die Weiterverarbeitung geeignete "gute" SRM die nicht eingefärbten. Eine Unterscheidung, die es laut Gesetz gar nicht gibt.Zuständig fürs Einfärben sind die Veterinäre in den Schlachthöfen. Allerdings sei das Risikomaterial seinerzeit längst nicht in allen regionalen Schlachthöfen vorschriftsmäßig eingefärbt worden, behauptet der LKW-Fahrer. "Bei uns hieß es dann nur: Wenn's nicht blau eingefärbt ist, ab in die Verarbeitung." "Schlagartig geändert" habe sich diese Praxis erst, als der mutmaßliche Schwindel aufgeflogen sei. "Danach gab es bei uns plötzlich mehr Personal, mehr Fahrzeuge, und das Risikomaterial war blau eingefärbt", sagt der Fahrer.In dem Prozess sind der ehemalige Rivenich-Geschäftsführer und zwei Ex-Fuhrparkleiter wegen schweren Betrugs angeklagt.

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