Männer sind anders krank
"Männer kriegen 'nen Herzinfarkt", singt Herbert Grönemeyer zu Recht: Die DAK-Statistik bestätigt diese und andere bekannte Tendenzen der Männergesundheit, zeigt aber auch Überraschendes auf.
Mainz. Gemessen an den Fehltagen bleiben Männer in Rheinland-Pfalz das vermeintlich gesündere Geschlecht: Der Krankenstand von Männern lag 2007 bei 3,4 Prozent, von Frauen bei 3,5 Prozent, so der Gesundheitsreport der Krankenkasse DAK. Aber immer öfter fehlen Männer wegen einer Erkrankung, unter der sonst stärker Frauen leiden: Depressionen nahmen bei Männern in den vergangenen sieben Jahren um 36 Prozent zu, etwas stärker als im Bundesschnitt.Aggressivität und Griff zum Alkohol
"Männer erkranken nicht seltener an depressiven Verstimmungen als Frauen", stellt Katrin Krämer von dem mit der Analyse beauftragten Iges-Institut klar. Die gedrückte Stimmung werde bei ihnen jedoch oft überlagert durch Arbeitssucht, Aggressivität und den Griff zum Alkohol. Gleichzeitig bleiben die "typisch männlichen" Risiken bestehen: Sie haben die körperlich schwereren Jobs, die größere Risikobereitschaft im Straßenverkehr, die Vorliebe für gefährlichere Sportarten. Der Krankenstand wegen Verletzungen lag 2007 bei Männern um fast 90 Prozent höher als bei Frauen und auch höher als im Bundesschnitt.Herzinfarkt ist bei Männern achtmal häufiger als bei Frauen und die häufigste Todesursache bei den 40- bis 44-jährigen Rheinland-Pfälzern. Mögliche Ursachen für diesen Befund nennt der DAK-Report nicht. Auffällig für das Land ist auch, dass 34 Prozent mehr Männer 2006 an Prostatakrebs starben als bundesweit. Urologe Dr. Christian Hampel von der Mainzer Uniklinik vermutet eine regionale Häufung der Risikofaktoren Übergewicht, familiäre Veranlagung und vergleichsweise niedriger Bildungsstand bei Älteren: Höher Gebildete nutzen die Vorsorge stärker."Männer bringen eher ihr Auto zum Tüv, als dass sie selbst zum Check gehen", bestätigt DAK-Gebietsleiter Lothar Wonke. Laut einer bundesweiten repräsentativen Umfrage im Auftrag der DAK kennen fast alle die kostenlose Krebsvorsorge und den Gesundheits-Check ab 35, aber nur jeder vierte bis fünfte Mann nimmt sie regelmäßig wahr, fast die Hälfte nie. Dagegen gehen zwei von drei Frauen zur Krebsvorsorge. Experten raten zur Ausweitung von "Männersprechstunden". "Einen besonderen Männerarzt brauchen wir aber nicht", meint Wonke. Insgesamt ist der Krankenstand der DAK-versicherten Männer und Frauen in Rheinland-Pfalz 2007 nach drei Jahren in der historischen "Talsohle" um 0,2 Prozentpunkte auf 3,4 Prozent gestiegen. Arbeitnehmer blieben mit Infektionen, Erkrankungen der Atemwege und des Verdauungssystems häufiger daheim. Der Bundesschnitt lag bei 3,2 Prozent.