Maisfelder, Mirabellenkuchen und Mordshunger

Jucken/Kickeshausen/Lünebach · In zwölf Etappen reisen zwölf Volksfreund-Reporter von A wie Aach bis nach Z wie Zewen – einmal quer durch die Region Trier. Ihr Ziel ist es nicht nur, die eigensinnige Schönheit von Eifel, Mosel und Hunsrück zu ergründen und etwas Typisches zu essen. Sie machen sich auch auf die Suche nach dem Sinn des Lebens. Teil 4 einer ungewöhnlichen Sommerreise.

 Sommerreise Teil 4: In Jucken fällt direkt die katholische Filialkirche St. Valentin auf. Sie ist beim Besuch der TV-Reporterin leider verschlossen.

Sommerreise Teil 4: In Jucken fällt direkt die katholische Filialkirche St. Valentin auf. Sie ist beim Besuch der TV-Reporterin leider verschlossen.

Foto: Monika Pradelok
 Sommerreise Teil 4: Zauberhafte Landschaft kurz vor Jucken.

Sommerreise Teil 4: Zauberhafte Landschaft kurz vor Jucken.

Foto: Monika Pradelok
 Sommerreise Teil 4: Bei einem Glas alkoholfreiem Hugo und einem Stück Mirabellenkuchen lasse ich es mir gutgehen.

Sommerreise Teil 4: Bei einem Glas alkoholfreiem Hugo und einem Stück Mirabellenkuchen lasse ich es mir gutgehen.

Foto: Monika Pradelok
 Sommerreise Teil 4: In Kickeshausen versteckt sich sogar eine Kuh vor der TV-Reporterin.

Sommerreise Teil 4: In Kickeshausen versteckt sich sogar eine Kuh vor der TV-Reporterin.

Foto: Monika Pradelok
 Sommerreise Teil 4: Das Kriegerdenkmal in Lünebach ist ansprechend und gepflegt. Doch es ist nicht der Lieblingsplatz auf der vierten Etappe der TV-Sommerreise.

Sommerreise Teil 4: Das Kriegerdenkmal in Lünebach ist ansprechend und gepflegt. Doch es ist nicht der Lieblingsplatz auf der vierten Etappe der TV-Sommerreise.

Foto: Monika Pradelok
 Sommerreise Teil 4: Anita und Rainer Propson gehört das Café 1900 in Lünebach- eine kleine Oase.

Sommerreise Teil 4: Anita und Rainer Propson gehört das Café 1900 in Lünebach- eine kleine Oase.

Foto: Monika Pradelok
 Sommerreise Teil 4: Monika Pradelok

Sommerreise Teil 4: Monika Pradelok

Foto: Monika Pradelok
 Sommerreise Teil 4: Liebesbedürftiger Hund abzugeben: Schläft gerne und frisst viel.

Sommerreise Teil 4: Liebesbedürftiger Hund abzugeben: Schläft gerne und frisst viel.

Foto: Monika Pradelok

Jucken/Kickeshausen/Lünebach. Die Nacht vor meiner Sommerreise ist unruhig - Albträume von Baustellen und Umleitungen bereiten mir Bauchschmerzen. Keine guten Voraussetzungen für einen entspannten Ausflug in die Eifel - in der ich noch nie gewesen bin.

Als ich morgens aufwache, bin ich aber voller Elan und Enthusiasmus. Auf dem Weg nach Jucken fallen mir Orte wie Burg, Stahl und Rittersdorf auf, die direkt Assoziationen von Rittern in rostiger Rüstung hervorrufen. Grinsend wische ich mir den Schweiß von der Stirn, denn in meinem noblen Ross - einem 13 Jahre alten Fiat Seicento - sind es gefühlte 50 Grad.

Eine Sehenswürdigkeit bestaunen: Kurz vor Jucken bietet sich mir ein traumhafter Anblick: Maisfelder, so weit das Auge reicht, umgeben von Sonnenblumen. Ich steige aus und genieße die Aussicht. Das Bild brennt sich in mein Gedächtnis. Ein guter Zeitpunkt, diesen Eindruck mit jemandem zu teilen - und über den Sinn des Lebens zu reden.

Mit jemandem über den Sinn des Lebens reden: In Jucken angekommen, merke ich, dass mein Vorhaben zu ambitioniert ist - denn selbst nach einer halben Stunde begegne ich niemandem. Vielleicht habe ich in Kickeshausen mehr Glück. Doch hier verstecken sich sogar die Kühe vor mir. Immerhin sind diese Dörfer sehr idyllisch. Meine Route führt auch durch Arzfeld, aber bei unserer Sommerreise schauen wir uns meist eher kleinere Orte an. In der Hoffnung, etwas Typisches aus der Eifel zu essen, lande ich aus Versehen im Lünebacher Nachbarort Pronsfeld bei Fritz und Heidi's Futterkrippe. Mitarbeiterin Heike Hömske (44) erklärt mir, dass der Eifeler Backschinken eine regionale Spezialität ist. "Den bieten wir aber nicht an", sagt die Mutter von drei Kindern. Meine Stimmung sinkt. Ich bedanke mich für die Auskunft und drehe mich um. Da fällt mir auf: Die 44-Jährige ist der erste Mensch, mit dem ich mich auf meiner Reise unterhalte. Auf meine Frage, ob sie sich mit mir über den Sinn des Lebens unterhalten möchte, strahlt mich Hömske an. "Sehr gerne. Aber erst nachdem ich die Gäste bedient habe", sagt sie. "Sonst verpassen die noch den Sinn des Lebens." Für die Wahl-Eifelerin, die in Bochum geboren wurde, ist der Sinn des Lebens klar: Man wird geboren, um zu arbeiten. "Das Leben ist ein Kampf. Es wird nicht leichter, nur schwerer." Doch das macht ihr nichts aus. Ihre drei Kinder geben ihr Kraft.

Etwas essen und trinken: Meine Kraft ist derweil verschwunden. Der Hunger nach einem Backschinken ist groß, die Suche erfolglos. Ich weigere mich, ohne eine Eifeler Spezialität nach Hause zu fahren. Deshalb kehre ich an den Anfang von Lünebach zurück, denn hier habe ich ein Schild mit "Prümtaler Mühlenbäckerei" gesehen. Zögerlich betrete ich das Gebäude und wende mich den verschiedenen Brotsorten zu. Die Auswahl ist groß - und fleischlos. Auf ein Brot werde ich besonders aufmerksam: Opa Hepp. "Das ist einer der Mitbegründer des Unternehmens", sagt eine freundliche Mitarbeiterin. Wunderbar. Mit Opa Hepp unter dem Arm gehe ich zufrieden zu meinem Auto zurück. Auf dem Weg dorthin versucht mir ein alter Mann, seinen etwas kugeligen Labrador anzudrehen. Ich lehne dankend ab und versuche einen Lieblingsplatz sowie ein Andenken zu finden. Der Dorfladen hat leider geschlossen, und das Kriegerdenkmal deprimiert mich. Ich entscheide mich dazu, wieder zurück nach Kickeshausen zu fahren. Kurz vor Lünebachs Ortsausgang fällt mir eine Tafel mit der Aufschrift "Café 1900" auf. Ich steige in die Eisen und folge dem Wegweiser. Am Café angekommen, bietet sich mir ein herrlicher Blick auf die liebevoll gestaltete Terrasse sowie den Prümtal-Radweg. Erschöpft nehme ich Platz. Ein Backschinken wäre nun gut. Doch die Herrin des Hauses, Anita Propson (42), empfiehlt mir etwas Leichtes und Erfrischendes: einen Mirabellen-Sahne-Kuchen und einen alkoholfreien Hugo. Ich muss kurz schlucken - für die schlanke Linie ist der Kuchen nichts. Dennoch genieße ich ihn und lasse die Seele baumeln.

Einen Lieblingsplatz finden und ein Andenken mitbringen: Die 42-jährige Inhaberin lächelt mich an und setzt sich zu mir. Wir kommen ins Gespräch und sie erzählt, dass sie die Zutaten für ihre Kuchen und Getränke selber sammelt. "Die Eifel hat sehr viel zu bieten. Es gibt ständig was zu entdecken." Vor acht Jahren haben sie und ihr Mann Rainer das Café eröffnet. Dieser unterhält sich am Nachbartisch mit einigen Gästen über den Nahost-Konflikt. Als ich Anita Propson erzähle, dass ich aus dieser traumhaften Idylle in Lünebach nicht mehr wegmöchte, entgegnet sie: "Wir bieten auch Ferienwohnungen an." Mir fällt ein, dass ich noch gar kein Andenken habe. "Gar kein Problem", sagt Propson. "Ich hätte da einen selbst gemachten Sanddornlikör." Nach einem kleinen Schluck bin ich überzeugt und lasse mir erklären, dass der Likör gut gegen Husten und Halsschmerzen sei. Tatsächlich kratzt der Hals ein wenig. Deshalb nehme ich eine Flasche mit - natürlich nur als Medizin.

Ausblick: Die nächste Etappe führt von Lünebach über Mützenich nach Niederkyll.

Von unserem Redaktionsmitglied Monika Pradelok.

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