Mal Turbo und mal Kriechgang

Turbo-Entscheidung des Papstes: In Rekordzeit hat der Vatikan einen Nachfolger für den zurückgetretenen Augsburger Bischof Walter Mixa ernannt: den Görlitzer Bischof Konrad Zdarsa. Im Bistum Trier warten die Gläubigen derweil weiter auf die Ernennung eines neuen Weihbischofs.

Augsburg/Trier. Nur zwei Monate nach Mixas Rücktritt (siehe Chronologie) ernannte der Papst den Görlitzer Bischof Konrad Zdarsa (66) zum neuen Oberhirten in Augsburg. Zdarsa wird am 23. Oktober im Augsburger Dom in sein neues Amt eingeführt.

Normalerweise dauert die Neubesetzung deutscher Bischofsstühle rund ein Jahr. In Deutschlands ältestem Bistum haben sich die Katholiken inzwischen sogar an noch längere Wartezeiten gewöhnt. Seit über 13 Monaten ist in Trier mittlerweile die Weihbischofsstelle des zum Bischof beförderten Stephan Ackermann (47) unbesetzt. Fest steht bislang nur, das hat Rom bereits signalisiert, dass Trier erneut einen dritten Weihbischof bekommt. Nur wann das sein wird, ist noch offen. "Wir wären froh, wenn Rom bald eine Entscheidung treffen würde", sagt Bischofssprecher Stephan Kronenburg, wohl wissend, dass seine Bitte die Ernennung kaum beflügeln wird.

So lange die Stelle nicht besetzt ist, heißt das Mehrarbeit für Bischof Stephan Ackermann und seine zwei "Weibis" (kircheninterne Kurzform für Weihbischöfe) Robert Brahm (53) und Jörg Michael Peters (50). Das Trio dürfte froh sein, wenn, wie erst kürzlich wieder, der schon vor vier Jahren emeritierte und nach Bolivien ausgewanderte Alt-Weihbischof Leo Schwarz in seiner alten Heimat vorbeischaut. Der 78-Jährige erfreut sich immer noch bester Gesundheit und springt etwa bei Firmungen gerne mal ein, wenn die Bistumsspitze ihn darum bittet.

Die scheinbare Gelassenheit der Trierer Kirchenoberen sei nur gespielt, glauben Insider indes zu wissen. "Einige sind stinksauer, dass sich Rom bei der Ernennung eines Weihbischofs schon wieder so lange Zeit lässt", sagt ein Mitarbeiter des Generalvikariats.

Schon bei der Ernennung des Marx-Nachfolgers stellte der Vatikan die Trierer Katholiken auf die Geduldsprobe, ließ sie 14 Monate schmoren, um dann bekanntzugeben, dass mit Stephan Ackermann ein Trierer Weihbischof auf den Bischofsstuhl wechselt. "Warum die Römer dafür so lange gebraucht haben, weiß niemand", ärgerten sich viele.

Dass es auch rascher geht, zeigt die Nachfolge-Regelung im Fall des zurückgetretenen Augsburger Bischofs Mixa. Die Berufung von Konrad Zdarsa wurde am Donnerstagmittag in Rom sowie in Görlitz und Augsburg bekanntgegeben. In Augsburg läuteten dazu die Glocken des Doms und anderer katholischer Kirchen. Der Augsburger Weihbischof Josef Grünwald, der als Diözesanadministrator die Amtsgeschäfte seit Mixas Rücktritt leitet, dankte dem Papst "für die ungewöhnlich rasche Wiederbesetzung" des Augsburger Bischofsstuhls.

Der 69 Jahre alte Mixa werde unterdessen das Bischofshaus in Augsburg bis Ende Juli verlassen, kündigte Grünwald an. Mixa wird sich vermutlich einen neuen Wohnsitz außerhalb des Bistums Augsburg suchen.

Zdarsa wurde 2007 Bischof im Bistum Görlitz, dem mit rund 30 000 Katholiken kleinsten Bistum in Deutschland. Bis dahin war der gebürtige Sachse Generalvikar und Domkapitular des Bistums Dresden-Meißen. Der Vorsitzende der bayerischen Bischöfe, der Münchner Erzbischof und ehemalige Trierer Bischof Reinhard Marx, sagte: "Ohne Zweifel ist diese Aufgabe besonders nach den Vorkommnissen und Diskussionen der letzten Monate eine große Herausforderung." Chronologie Bischof Mixas langer Kampf: 31. März: Mixa soll vor mehr als 30 Jahren als Stadtpfarrer im oberbayerischen Schrobenhausen in einem Heim Kinder geschlagen haben. Mixa weist die Vorwürfe zunächst zurück. 16. April: Mixa räumt erstmals Schläge ein. 20. April: Mixa bittet um Verzeihung. 21. April: In Gesprächen mit Mixa habe man überlegt, "ob eine Zeit der geistlichen Einkehr und der räumlichen Distanz hilfreich sein könne", sagt Robert Zollitsch, Vorsitzender der Bischofskonferenz. Mixa bietet daraufhin seinen Rücktritt an. 24. April: Mixa nimmt nach späteren eigenen Angaben seinen Rücktritt in einem Schreiben an den Papst zurück. Er sei vom Münchner Erzbischof Reinhard Marx und Zollitsch massiv unter Druck gesetzt worden. 8. Mai: Der Papst nimmt Mixas Rücktritt an. 14. Mai: Ein Missbrauchsverdacht erhärtet sich nicht. Dafür werden die Prügelvorwürfe immer massiver. Laut Sonderermittler hat Mixa den Tatbestand der schweren Körperverletzung und Misshandlung Schutzbefohlener erfüllt. Dies sei aber verjährt. 16. Juni: Der Bischof erwägt, seinen Fall vom päpstlichen Gerichtshof in Rom untersuchen zu lassen. Der Vatikan macht ihm keine Hoffnung auf eine Rückkehr ins Amt. 23. Juni: Mixa erklärt, er akzeptiere die Entscheidung des Vatikans und stelle seinen Rücktritt nicht weiter infrage. 1. Juli: Papst Benedikt XVI. macht Mixa in einer Privataudienz klar, dass es keinen Weg zurück auf den Bischofsstuhl gibt. 8. Juli: Der Vatikan gibt bekannt, dass der Görlitzer Bischof Konrad Zdarsa Nachfolger Mixas wird. (dpa)

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