Massen-Gentest soll Rentner überführen

Weiskirchen · Mördersuche im Hochwald: Alle Männer ab 65, die rund um den Hochwaldort Weiskirchen (Merzig-Wadern) wohnen, sollen an einem Gentest teilnehmen. Die Polizei vermutet unter ihnen einen Mörder, der für zwei Morde aus den Jahren 1962 und 1970 verantwortlich sein soll. Heute nahmen die ersten Männer am Gentest teil.

(wie) „Wir werden den Mörder finden.“ Knut Packmohr von der Polizei Bielefeld klingt entschlossen. Der Leiter der länderübergreifenden Ermittlungsgruppe ist sich sicher, dass es „nur eine Frage der Zeit ist“ bis sie den Mann finden, der 1962 die 13-jährige Lydia Schürmann bei Bielefeld und acht Jahre später die 29 Jahre alte Prostituierte Heiderose Bercher bei Ulm ermordet und verbrannt hat.

Bis vor drei Jahren gab es kaum Hinweise auf einen Täter, auch nicht auf einen Zusammenhang in beiden Mordfällen. Bis am 9. November 2005 die Nürnberger Polizei einen mysteriösen Brief erhielt, in dem der unbekannte Absender Details zu dem Mordfall an der Prostituierten schilderte. In den Monaten danach schrieb der Unbekannte Briefe an die Polizei in Bielefeld und Kaiserslautern und gab darin Hinweise zum Mord an der 13-Jährigen. Alle Briefe stammen vom gleichen Verfasser.

Bis vor über einem Jahr war aber unklar, wo er zu finden ist. Am 18. Januar 2007 erhielt die Gemeinde Weiskirchen einen Brief, in dem der Verfasser damit drohte, einen Anschlag auf den bekannten österreichischen Stimmungsmusiker DJ Ötzi bei einem Auftritt in Weiskirchen zu verüben: „Wenn der auf die Bühne geht, wird er abgeknallt.“ Da das Konzert nur in der näheren Umgebung von Weiskirchen angekündigt war, gehen die Fahnder davon aus, dass der „Mörder-Opa“, wie er mittlerweile genannt wird, auch von dort ist. „Der lebt im Hochwald als völlig unauffälliger Rentner“, ist sich Helmut Walter, Leiter der saarländischen Ermittlungsgruppe, sicher.

Daher sollen nun in den nächsten Wochen 5000 Männer im Rentenalter aus dem Hochwald zum Gentest antreten. Sie werden zu einer freiwilligen Abgabe von Speichelproben und Fingerabdrücken eingeladen – am Donnerstag kamen die ersten ins Rathaus nach Weiskirchen. Wer nicht kommt, der muss mit einer Befragung durch die Polizei rechnen.

Erst vor drei Wochen hat sich der Unbekannte wieder gemeldet. In einem Brief an das saarländische Landeskriminalamt bezeichnete er den Massengentest als überflüssig, weil er gar nicht im Hochwald lebe. „Schwachsinn“, sagen die Ermittler, das sei eine „untaugliche Ablenkung“.

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