Mayener widmet sich der NS-Zeit

Mayen · Den Aufbau der NS-Machtstrukturen und die Gleichschaltung der Bevölkerung beschreibt Matthias Durben in seinem Buch über den Nationalsozialismus in Mayen. Die Arbeit widmet sich dem Zeitabschnitt von der Machtergreifung 1933 bis zum Vorabend der Reichspogromnacht 1938.

 Matthias Durben mit seinem Buch über die Mayener Geschichte. Foto: privat

Matthias Durben mit seinem Buch über die Mayener Geschichte. Foto: privat

Mayen. Mit dem Aufarbeiten eines dunklen Kapitels der Stadtgeschichte beschäftigt sich das Buch über den Nationalsozialismus von Matthias Durben in Mayen. Darin beschreibt er die Zeit von 1933 bis 1938 in der Stadt und fragt nach den Formen von Widerstand und Mitläufertum in der katholischen Kirche.Dürftige Quellen


Dabei stellte sich der Arbeit ein grundsätzliches Problem: Die Quellenlage zu diesem bisher von der Stadtgeschichtsforschung vernachlässigten Zeitabschnitt ist dürftig. Viele Akten und Dokumente wurden während der Kriegs- und Säuberungsaktionen vernichtet. Von den schriftlichen Quellen sind ein großer Teil aus Gründen des Daten- und Personenschutzes noch immer gesperrt. Trotzdem ist es Durben gelungen, einen Überblick über die Entwicklung der politischen Verhältnisse zu Beginn der Naziherrschaft zu vermitteln.
Der Autor, Jahrgang 1985, ist in Mayen geboren und ging dort zur Schule. Nach dem Abitur hat er in Mainz an der Johannes-Gutenberg-Universität katholische Theologie, Germanistik und Geschichte studiert. Die Kombination der Studienfächer beeinflusste auch das Thema seiner 2010/2011 vorgelegten Examensarbeit "Die Katholische Kirche und der Nationalsozialismus in Mayen 1933 bis 1938". Die katholische Kirche blieb die einzige nicht gleichgeschaltete Institution im Dritten Reich, erläutert Durben. In den 1990er-Jahren wurde den Katholiken vonseiten der historischen Wahlforschung eine überwiegende Immunität gegenüber dem Nationalsozialismus attestiert. Das Widerstandspotenzial des Katholizismus wird allerdings bis heute kontrovers diskutiert.
"Es kommt bei dieser Arbeit nicht auf die Frage nach der Schuld an, sondern zunächst allein auf eine akribische Analyse der damaligen Vorgänge um die Machtergreifung und die Gleichschaltung der Bevölkerung", meint Hans Schüller, Vorsitzender des Mayener Geschichts- und Altertumsvereins (GAV). Den schnellen Erfolg des Nationalsozialismus könne man erst durch Erforschung der Verhältnisse auf örtlicher Ebene in seinem ganzen Ausmaß verstehen und begreifen. Deshalb sei es wichtig, dass dieses Buch sich an die Mayener Öffentlichkeit wendet. Dass es dazu gekommen ist, verdankt der GAV einer Reihe von Förderern, zum Beispiel der Pfarrgemeinde St. Clemens und der Matthias-Bruderschaft. red
Matthias Durben: "Die Katholische Kirche und der Nationalsozialismus in Mayen 1933-1938", GAV-Verlag Mayen, 158 Seiten, ISBN 978-3-930821-24-2, 19,50 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort