Medizinisches Verwirrspiel

Pünktlich zum Start der bundesweiten Impf-Aktion gegen die Schweinegrippe ist die Impf-Bereitschaft der Bürger auf dem Tiefpunkt angelangt.

Nach jüngsten Umfragen will sich nur noch etwa jeder fünfte Deutsche in den nächsten Wochen eine Spritze in den Oberarm verpassen lassen. Eine viel zu geringe Quote, jammern jetzt Gesundheitsexperten und -politiker. Dabei gebührt gerade ihnen eine gehörige Portion Mitschuld an der inzwischen weithin grassierenden Krankheit namens Impf-Müdigkeit.

Wurden beispielsweise kurz nach Ausbruch der Virus-Erkrankung in Deutschland noch ganze Flugzeug- oder Busladungen quasi unter Quarantäne gestellt, wenn an Bord jemand laut gehustet hatte, ist im Reiseverkehr längst wieder der Alltag eingekehrt. Der Hauptgrund: Die meisten Infektionen verlaufen undramatisch; die Erkrankten sind nach wenigen Tagen wieder auf den Beinen. Das ist beruhigend und problematisch zugleich: Denn wer lässt sich schon aus Schutz vor einer vermeintlich nur leicht fiebrigen Erkältung impfen?

Hinzu kommt das in den vergangenen Wochen nicht enden wollende Palaver um "guten" und "schlechten" Impfstoff, um Zuständigkeiten und Kostenübernahme. Und das Hickhack ist offenbar noch längst nicht beendet, wie die gestrige Pressekonferenz der rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerin Malu Dreyer zeigt.

So ist beispielsweise immer noch nicht klar, ob Patienten nun ein oder zwei Mal geimpft werden müssen, damit sie wirksam gegen die Neue Grippe geschützt sind. Und die Liste der Ärzte im Land, die gegen die Schweinegrippe impfen, ist erst zur Hälfte gefüllt.

Das alles klingt mehr nach Verwirrspiel und Stückwerk als nach einem durchdachten und abgestimmten medizinischen Konzept.

Wer so agiert, darf sich über die grassierende Impf-Müdigkeit nicht wundern. Und man muss sogar noch froh sein, dass sich die Schweinegrippe bislang nicht zu einer wirklich gefährlichen Pandemie entwickelt hat.

r.seydewitz@volksfreund.de

Meinung

Medizinisches Verwirrspiel

Pünktlich zum Start der bundesweiten Impf-Aktion gegen die Schweinegrippe ist die Impf-Bereitschaft der Bürger auf dem Tiefpunkt angelangt. Nach jüngsten Umfragen will sich nur noch etwa jeder fünfte Deutsche in den nächsten Wochen eine Spritze in den Oberarm verpassen lassen. Eine viel zu geringe Quote, jammern jetzt Gesundheitsexperten und -politiker. Dabei gebührt gerade ihnen eine gehörige Portion Mitschuld an der inzwischen weithin grassierenden Krankheit namens Impf-Müdigkeit. Wurden beispielsweise kurz nach Ausbruch der Virus-Erkrankung in Deutschland noch ganze Flugzeug- oder Busladungen quasi unter Quarantäne gestellt, wenn an Bord jemand laut gehustet hatte, ist im Reiseverkehr längst wieder der Alltag eingekehrt. Der Hauptgrund: Die meisten Infektionen verlaufen undramatisch; die Erkrankten sind nach wenigen Tagen wieder auf den Beinen. Das ist beruhigend und problematisch zugleich: Denn wer lässt sich schon aus Schutz vor einer vermeintlich nur leicht fiebrigen Erkältung impfen? Hinzu kommt das in den vergangenen Wochen nicht enden wollende Palaver um "guten" und "schlechten" Impfstoff, um Zuständigkeiten und Kostenübernahme. Und das Hickhack ist offenbar noch längst nicht beendet, wie die gestrige Pressekonferenz der rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerin Malu Dreyer zeigt. So ist beispielsweise immer noch nicht klar, ob Patienten nun ein oder zwei Mal geimpft werden müssen, damit sie wirksam gegen die Neue Grippe geschützt sind. Und die Liste der Ärzte im Land, die gegen die Schweinegrippe impfen, ist erst zur Hälfte gefüllt. Das alles klingt mehr nach Verwirrspiel und Stückwerk als nach einem durchdachten und abgestimmten medizinischen Konzept. Wer so agiert, darf sich über die grassierende Impf-Müdigkeit nicht wundern. Und man muss sogar noch froh sein, dass sich die Schweinegrippe bislang nicht zu einer wirklich gefährlichen Pandemie entwickelt hat. r.seydewitz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort