Mehr Elektroautos, mehr Energiebedarf - Mehr neue Kraftwerke?

Trier · Wenn nur noch Elektroautos auf den Straßen rollen, steigt der Energiebedarf enorm. Dafür müssen neue Kraftwerke gebaut werden, denn Windkraft und Sonne sind nicht ergiebig genug.

"Elektrofahrzeuge stoßen keine Luftschadstoffe aus und machen keinen Lärm." So wirbt die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) für den Ausbau der Elektro(E)-Mobilität. Im Umweltministerium geht man davon aus, dass der zusätzliche Strombedarf für die E-Autos komplett aus Ökostrom gedeckt werden kann.

Doch das Freiburger Öko-Institut kommt in einer Studie zu einem anderen Schluss: Wenn Autos mit Verbrennungsmotoren verboten werden, wird nach dieser Prognose der Strombedarf bis 2050 um 150.000 Megawatt steigen. In Rheinland-Pfalz rechnet man aber nur mit einer Steigerung von 20 Prozent.

Mit den bestehenden Wind- und Solaranlagen könnte aber gerade einmal die Hälfte des dann benötigten Stroms decken, so das Öko-Institut. Dadurch, so heißt es in der Studie, könnte "der Einsatz von fossilen Kraftwerken und damit die Treibhausgas-Emissionen dieser Anlagen in einem gewissen Umfang ansteigen". Fossile Kraftwerke sind unter anderem auch Kohle- und Gaskraftwerke. Und damit wäre der Vorteil der Elektromobilität, nämlich den Ausstoß klimaschädlicher Stoffe zu reduzieren, zunichtegemacht.

Experten gehen davon aus, dass, wenn 40 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen rollen werden, theoretisch zusätzlich 20 Gaskraftwerke, 5000 Windanlagen im Meer, 35.000 Windräder an Land oder 27 Millionen Solaranlagen auf Privathäusern nötig seien, um den zusätzlichen Strombedarf zu decken. Energieexperte Rüdiger Paschotta von der Beratungsfirma RP Phototonics rechnet damit, dass ein typischer Vier-Personen-Haushalt mit einem E-Auto, mit dem pro Jahr 10.000 Kilometer gefahren werden, statt wie bisher 4000 Kilowattstunden Strom 5500 verbrauchen wird.

Auch bei den Trierer Stadtwerken (SWT), die derzeit in der Region 17 öffentliche E-Tankstellen betreibt, geht man davon aus, dass der Strombedarf mit dem Ausbau der Elektromobilität steigen wird. Wie sich das in der Region auswirken, wird laut SWT-Sprecher Carsten Grasmück, derzeit erforscht.

Der steigende Strombedarf soll aber in erster Linie durch Ökostrom aus der Region gedeckt werden. Das rheinland-pfälzische Umweltministerium setzt daher darauf, den Anteil an Öko-Strom weiter auszuweiten. Dessen Anteil ist im Land und in der Region Trier stark gestiegen, wie eine Große Anfrage der Grünen-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag an das Ministerium zeigt.

So stammen inzwischen mehr als 47 Prozent des im Land produzierten Stroms aus erneuerbaren Energien. Von 2007 bis 2015 ist die Zahl der Anlagen beim Wind in der Region von 375 auf 465 gestiegen, bei der Photovoltaik von 1937 auf 15.324 und bei der Biomasse von 94 auf 163. Grünen-Fraktionschef Bernhard Braun kritisiert den Bund dafür, die Windenergie abzuwürgen, da dieser Grenzen beim Ausbau setze und die meisten Aufträge in den Norden vergebe, was ein Gefälle zum Süden erzeuge. CDU-Fraktionsvize Christian Baldauf hält es für illusorisch, den Strombedarf in den kommenden Jahren ausschließlich über erneuerbare Energien zu decken. Es fehle an Großspeichersystemen für den Öko-Strom.

WELCHE IDEEN AUS DEM LAND ZU E-AUTOS KOMMEN
(flor) Die Grünen im Land fordern öffentlich zugängliche Ladesäulen im Umkreis von maximal zehn Kilometern. Christian Baldauf (CDU) schwebt vor, über Induktionsschleifen in neuen Straßen nachzudenken, die E-Autos laden.

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