Milchpreise fallen weiter

Die Milchpreise in Deutschland sind weiter auf Talfahrt. Aufgebrachte Bauern melden aus Norddeutschland Lieferpreise von 19 Cent pro Kilo Milch. Im Sommer zahlten viele Molkereien noch 40 Cent. Auch in der Region fallen die Auszahlungspreise, die Angst der Bauern vor Pleiten steigt.

Trier. Die Milch-Auszahlungspreise haben im Januar bundesweit weiter nachgegeben. Den Minusrekord hält die Molkerei-Genossenschaft Viöl in Schleswig-Holstein. Die Norddeutsche Molkerei zahlt lediglich noch 19 Cent pro Kilo Milch aus. In der Branche wird der Milchpreis nach Gewicht, nicht nach Litern abgerechnet. Auch aus Ostdeutschland melden Landwirte, dass sie gerade noch 22 Cent für ihre Milch bekommen.

"Die Bauern sind verzweifelt. Ich habe zahlreiche Anrufe von Landwirten aus dem Osten, die vor dem Aus stehen", sagt Alice Endres aus Meckel (Eifelkreis Bitburg-Prüm). Die Sprecherin des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) ist über die Entwicklung entsetzt. "Auch bei uns hat die Hochwald-Molkerei die Preise für Januar heruntergesetzt und zahlt nun nur noch 27 Cent pro Kilo Milch." Zuvor bekamen die rund 5200 Milchlieferanten der Hochwald aus Thalfang (Landkreis Bernkastel Wittlich) noch 30 Cent fürs Kilo ausgezahlt.

Offiziell gibt Hochwald den Auszahlungspreis erst diese Woche bekannt. Auch bei der Milch-Union-Hocheifel (Muh) aus Pronsfeld (Eifelkreis Bitburg-Prüm) wird der Auszahlungspreis von 30 Cent für Januar fallen. "Wir werden den Milchpreis senken müssen. Um wie viel, entscheidet sich noch diese Woche", sagt Muh-Sprecher Wolfgang Rommel. 2700 Landwirte liefern ihre Milch an die Muh.

Damit liegen die Auszahlungspreise deutlich von den vom BDM geforderten rund 40 Cent pro Kilogramm Milch entfernt. "Wir brauchen 41,5 Cent, um mit dem Erlös eine Vollkostendeckung zu erreichen", sagt BDM-Sprecherin Endres.

Damit wären dann etwa alle Kosten für Alterssicherung, Betriebshelfer oder auch Investitionen gedeckt.

Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Leo Blum, betrachtet die Entwicklung ebenfalls mit großer Sorge. "Die Situation ist vor allem so prekär, weil gleichzeitig die Produktionskosten hoch sind." Die Energiepreise hätten sich nur leicht entspannt, Preise für Dünge- und Futtermittel seien weiterhin hoch. Doch mit dieser Einschätzung enden schon die Übereinstimmungen zwischen BDM und Bauernverband. Während der BDM eine Mengenreduzierung fordert, damit der "Markt wieder vernünftig reagiert", und wenig von Subventionen hält, sagt Bauernpräsident Leo Blum: "Wir brauchen wie in anderen Ländern steuerreduzierten Agrardiesel, der die Bauern auf der Kostenseite entlastet, Export-Erstattungen durch die EU und ein Konjunkturprogramm für Bauern." Aus Blums Sicht sticht das Argument des BDM nicht, dass bei einer geringeren Milchproduktion die Preise anziehen. "Europaweit werden zurzeit nur 97 Prozent der Milchquote ausgeliefert, und die Preise fallen trotzdem. Das zeigt, nicht die Milchmenge allein bestimmt den Preis, sondern die Nachfrage."

Diese Position vertreten auch die Molkereien. Nach den Molkerei-Blockaden im Sommer vergangenen Jahres und steigenden Auszahlungspreisen von rund 40 Cent pro Kilo brach die Nachfrage weg. In Deutschland sank der Milchabsatz um 15 Prozent, bei Butter und Quark um 15,3 beziehungsweise zwölf Prozent.

"Wir haben ein Nachfrage-Problem. Sowohl in Deutschland als auch weltweit", sagt Hochwald-Chef Karl-Heinz Engel.

Beim Export leidet die deutsche Milchwirtschaft unter dem Nachfragerückgang in Russland (durch den Rubel-Verfall), dem starken Konkurrenzdruck aus den USA und aus Neuseeland in ausländischen Märkten (vor allem Italien und Griechenland) und dem Vertrauensverlust in China (durch den Melamin-Skandal). Doch hier sieht Engel Chancen: "Wir werden demnächst Hochwald-Milch nach China liefern." Es gebe in China vor allem Vorbehalte gegen heimische Produkte.

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