Milchschwemme: Preise im freien Fall - Molkereien zahlen Landwirten weniger

Trier · Nach der letzten Preissenkung für Milch in Supermärkten wird es für die Bauern finanziell noch enger: Denn etliche Molkereien senken nun ihre Auszahlungen. Während die regionalen Unternehmen Arla und Hochwald Foods noch auf relativ hohem Niveau liegen, fällt anderenorts die 20-Cent-Marke pro Liter Milch.

 Die Milchpreise in Rheinland-Pfalz bewegen sich noch über 20 Cent. Foto: S. Gollnow/Archiv

Die Milchpreise in Rheinland-Pfalz bewegen sich noch über 20 Cent. Foto: S. Gollnow/Archiv

So wenig Geld wie dieser Tage haben viele Bauern für ihre Milch bislang kaum bekommen. Nach der letzten Milchpreisrunde kostet in einigen Supermärkten der Liter Milch weniger als 50 Cent. Bei den Bauern bleibt davon oft nicht mal mehr die Hälfte, mancherorts soll nach Medienberichten die 20-Cent-Marke bereits gefallen sein.

Landwirte verweisen darauf, erst ab gut 33 Cent kostendeckend produzieren zu können. Während der Discounter Aldi etwa darauf verweist, dass er wegen des weltweiten Milchüberschusses infolge von Ölpreisverfall und Russland-Embargo lediglich günstigere Preise an die Verbraucher weiterleite, fordert die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken von Handel, Molkereien und Bundesregierung, "die unsinnige Preisspirale nach unten zu stoppen. Für die immer billiger werdende Milch zahlen wir alle einen hohen Preis", sagt die Grünen-Ministerin.

Bauernpräsident Michael Horper aus Üttfeld im Eifelkreis Bitburg-Prüm wirft dem Einzelhandel "fehlenden Corpsgeist" vor: "Wer Produkte aus fairem Handel aus Afrika und Amerika anbietet und gleichzeitig die heimischen Molkereien erpresst, handelt hochgradig unfair", ärgert er sich. Folglich sei ein von der Bundesregierung angestrengtes Hilfspaket "100 Millionen Euro plus X" viel zu wenig: "Das müssten mindestens 500 Millionen Euro sein", fordert der Bauernfunktionär.

Die regionalen Molkereien Arla und Hochwald Foods versuchen seit Jahren, eigene Strategien aus dem steten Milchpreisverfall zu entwickeln. "Die Verhandlungen mit dem Lebensmittelhandel sind eine echte Herausforderung für die Molkereien", gesteht Arla-Sprecher Wolfgang Rommel. Doch weil man nicht nur auf Milch setze, sondern von der Butter bis zu Käse viele verschiedene Produkte anbiete, könne Arla meist einen höheren Milchpreis als der Durchschnitt auszahlen. Im Mai zahlt Arla mit Werk in Pronsfeld (Eifelkreis Bitburg-Prüm) den Bauern 24,73 Cent je Kilogramm Milch aus (minus ein Cent), Hochwald Foods aus Thalfang (Kreis Bernkastel-Wittlich) hat eine Senkung um 3,5 Cent auf etwa 22,5 Cent je Kilogramm Milch beschlossen. Gleichzeitig bekräftigt das Unternehmen, einen Milchpreis über dem Bundesschnitt anzustreben.

Der Milchpreisverfall hat nicht nur die Bundesregierung, sondern auch die EU-Landwirtschaftsminister auf den Plan gerufen. Sie beraten darüber, Angebote für eine freiwillige Senkung der Produktion von Milchprodukten zu reduzieren.

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