Millionengrab am Betzenberg?

MAINZ. Das WM-Stadion auf dem Kaiserslauterer Betzenberg kommt Land und Stadt teurer als gedacht. Während noch nicht abzusehen ist, um wie viel tiefer in die Tasche gegriffen werden muss, steht die Verzögerung beim Ausbau um ein Jahr bereits fest.

Erst im Oktober gibt es offensichtlich ungefähre Klarheit über die tatsächlichen Kosten für den Ausbau des Fritz-Walter-Stadions. Dann sollen Ausschreibungsergebnisse für Bauleistungen zeigen, ob die angesetzten rund 48 Millionen Euro zu niedrig sind, wie auch Kaiserslauterns WM-Beauftragter Erwin Saile meint. Es werde teurer, doch durch die für Auftraggeber günstige Lage der Bauwirtschaft könnten sich die Steigerungen in Grenzen halten, so die Rechnung des Mainzer Finanz-Staatssekretärs Ingolf Deubel. Zwischen acht und achtzehn Millionen Euro Mehrkosten hatte die Trierer Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion ADD bereits vor einem Jahr vorausgesagt, wenn es zu keinen Kostensenkungen komme. Die Pleite der Baufirma Holtzmann, Probleme mit den Fundamenten und zu niedrig angesetzte Nebenkosten sollen unter anderem unerwartete Millionen verschlungen haben. Der Spielraum für Einsparungen ist nicht sonderlich groß, schließlich wurde mit DFB und Weltfußballverband eine feste Stadiongröße vereinbart. Sollte das Projekt scheitern, stünden Konkurrenten in Düsseldorf oder Mönchengladbach mit neuen Arenen bereit. So hat das Land zu seinem fest zugesagten Zuschuss von insgesamt 22 Millionen Euro schon einmal vorsorglich zusätzliche vier Millionen Euro im nächsten Doppelhaushalt eingeplant und mit der Stadt vereinbart, mögliche Mehrkosten im Verhältnis zwei zu eins zu tragen. Mit dieser zugesagten Übernahme-Garantie werde ein "Blankoscheck" ausgestellt, lautet die heftige Kritik des Steuerzahlerbundes (BdSt), der von einem "skandalösen Vorgehen" zu Lasten der Steuerzahler spricht. "Man kann nicht alle wirtschaftliche Vernunft außer Kraft setzen und um jeden Preis am WM-Standort festhalten", moniert BdSt-Geschäftsführer Peter Pferdekemper. Auch die Grünen erwarten erhebliche Mehrkosten und fordern ein Abspecken des Projekts. Sie verweisen auf frühere Aussagen von Ministerpräsident Kurt Beck, der die 22-Millionen-Zusage des Landes als Obergrenze bezeichnet hatte. Doch die damaligen Kostenberechnungen waren laut Saile nur grobe Schätzungen. Zwar versucht die stadteigene Stadiongesellschaft, mit privaten Investoren für Logenturm oder VIP-Restaurant die Gesamtausgaben zu drücken. Doch dass am Ende die 48 Millionen Euro trotzdem nicht reichen, steht für den WM-Beauftragten bereits fest.

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