Minister greift Energieversorger an

Millionen deutscher Verbraucher müssen zu Jahresbeginn mit steigenden Stromkosten rechnen. An der Mehrzahl der Haushalte in der Region geht diese Preisrunde indes vorbei, wie RWE und Stadtwerke Trier (SWT) dem TV mitteilten. Gleichzeitig fordert Wirtschaftsminister Hendrik Hering einen Stromgipfel und wettert gegen das Marktmonopol.

Trier. Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) hat die Einberufung eines Spitzengesprächs mit der Energiewirtschaft durch den Bund gefordert, um mehr Wettbewerb auf dem Strommarkt zu erreichen. "Die angekündigte neue Preisrunde der Stromkonzerne macht deutlich, dass trotz Liberalisierung des Marktes und Milliardengewinnen der Unternehmen mit den vier beherrschenden Versorgern de facto kein funktionierender Wettbewerb zustandegekommen ist", kritisierte Hering. Die absolute Ausrichtung auf Gewinnmaximierung führe zu einer schamlosen Ausnutzung der Monopolstellung.

"Was die Verbraucher erleben, nährt allenfalls einen Verdacht der Preistreiberei", so Hering. Es sei höchste Zeit, politisch zu reagieren, mahnte der Minister in Richtung Bundesregierung. Die Marktmacht der führenden Konzerne müsse strikter begrenzt werden. Hering appellierte an die Verbraucher, Strompreise zu vergleichen und von Wechselmöglichkeiten Gebrauch zu machen.

Der Hintergrund: Zum Jahreswechsel wollen mindestens 40 Stromanbieter die Preise um durchschnittlich fünf Prozent erhöhen, berichtete das Tarifvergleichs-Portal Verivox.

Diese neuerlichen Preissteigerungen bedeuten für einen Haushalt mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 4000 Kilowattstunden pro Jahr eine Mehrbelastung von 46 Euro. Damit setzt sich ein nun zehnjähriger Trend fort: Seit dem Jahr 2000 sind die Strompreise für Privatkunden jedes Jahr gestiegen - um inzwischen insgesamt rund 40 Prozent. Zu den Energieversorgern mit Preiserhöhungen gehören mit Vattenfall und EnBW auch zwei der vier größten Energiekonzerne in Deutschland.

Lage in der Region: Für die rund 500 000 RWE-Kunden in Rheinland-Pfalz ändert sich indes zunächst nichts. RWE-Sprecherin Mechthild Lorenz sagte unserer Zeitung: "Die Strompreise werden bis Mitte 2010 stabil bleiben." Klare Aussage auch von den Stadtwerken Trier. "Für die rund 30 000 SWT-Kunden im Sondertarif S-Komfort-Öko ändern sich die Preise im nächsten Jahr nicht", sagt SWT-Sprecher Carsten Grasmück. Auf die rund 20 000 Kunden in der Grundversorgung komme im nächsten Jahr allerdings eine Steigerung von rund drei Prozent zu.

Kunden in der Grundversorgung könnten bei Erfüllung der Vertragsbedingungen jederzeit in den günstigeren Sondertarif wechseln, sagte Vertriebsleiter Matthias Sommer.

Die Gaspreise: Verbraucher, die vom RWE ihr Gas beziehen, können ebenfalls bis "mindestens Februar" mit stabilen Preisen kalkulieren. Bei den Stadtwerken sieht es anders aus. "Nach Preissenkungen um 34 Prozent 2009 erhöhen wir die Erdgaspreise zum Beginn des neuen Jahres aufgrund wieder gestiegener Bezugskosten um etwa fünf Prozent", erklärt Sommer.

Kritik der Verbraucherschützer: Hans Weinreuter von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in Mainz wirft den Versorgern vor, dass sie Preiserhöhungen hinter dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) verstecken. "Die Steigerung durch das EEG beträgt pro Kilowattstunde 0,8 Cent." Doch die Preise an der Strombörse in Leipzig seien im vergangenen Jahr viel deutlicher gesunken. "Vor einem Jahr haben viele Versorger versprochen, die Preise zu senken. Getan hat sich so gut wie nichts." Zudem sei die Entwicklung uneinheitlich. "Einige Versorger im Land halten die Preise stabil, die Bad Honnef AG senkt sie sogar. Das widerspricht den Argumenten der Versorger, die erhöhen."

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