Minister hinter Gittern

Die Aussichten sind derzeit noch eher trübe: Der Mainzer Justizminister Heinz Georg Bamberger soll in den Knast wandern. Nicht, dass ihn doch noch die Opposition oder gar die Polizei am Kanthaken hätte.

Nein, es sind mal wieder üble Gerüche aus Sanitäranlagen, veraltete Heizungs- und Lüftungsanlagen oder fehlende Kommunikationstechnik und Wärmedämmung, die einen Minister samt Mitarbeitern aus dem angestammten Hause vertreiben. Doch winkte Bildungsministerin Doris Ahnen, Ex-Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner, Innenminister Karl Peter Bruch oder aktuell noch Ministerpräsident Kurt Beck ein vergleichsweise neuer moderner Bürokomplex in Bahnhofsnähe als Ausweichquartier, heißt es für den Justizminister: Geh' ins Gefängnis. Die vorgesehenen Ersatz-Räumlichkeiten sind im Regierungsviertel wenige Meter um die Ecke: Seit sechs Jahren dümpelt dort der gut 100 Jahre alte, denkmalgeschützte Bau mit vergitterten Fenstern und noch immer stacheldrahtbewehrten Mauern vor sich hin. Verkaufen ließ sich der Zellen-Hort trotz aller Bemühungen bislang nicht. Allein als Filmkulisse für Krimis war er mehrfach gefragt. Jetzt will der Landesbaubetrieb dar-aus mit Millionenaufwand einen Bürokomplex entwickeln. Erster Mieter soll dann für 15 Monate ab Anfang 2011 das Justizministerium sein. Im Rechtsausschuss des Landtags zählte Staatssekretärin Beate Reich eine lange Mängelliste zur Begründung einer noch unbekannte Millionen verschlingenden Generalsanierung ihres Ministeriums auf. "Wir reden offenbar über verschiedene Gebäude", mutmaßte Vorgängerin Stefanie Lejeune daraufhin ungläubig und verwies auf umfangreiche Erneuerungsarbeiten in ihrer eigenen Amtszeit bis 2006. Renovierung hin, Sanierung her: Es wird wohl dabei bleiben, dass der Justizminister früher oder später zumindest vorübergehend ins Gefängnis geht. Wenn es denn erst einmal umgebaut und von Gittern und Stacheldraht befreit ist. Bamberger nimmt's noch gelassen.

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