Fragen & Antworten Edmund Dillinger: Das ist bisher zum Missbrauchsfall im Bistum Trier bekannt

Die Missbrauchsenthüllungen über einen einst hochdekorierten Priester im Bistum Trier ziehen inzwischen weite Kreise. Was bisher zu dem Fall bekannt ist und welche Konsequenzen drohen.

 Symbolbild

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Foto: Getty Images/iStockphoto/iweta0077

Worum geht es im Fall Edmund Dillinger?

Edmund Dillinger, ein inzwischen verstorbener, aber einst angesehener Priester im Bistum Trier, soll über Jahrzehnte hinweg Heranwachsende und Minderjährige missbraucht haben. Noch schlimmer: All seine Taten soll er vor den Augen des Bistums fotografisch dokumentiert haben. Das legen die Recherchen der Rhein-Zeitung nahe, die auch im Trierischen Volksfreund veröffentlicht wurden. Auslöser der Berichterstattung war Steffen Dillinger. Der Neffe des 2022 mit 87 Jahren verstorbenen Kirchenmannes verwaltet den Nachlass des Bistumspriesters. In dessen Haus im saarländischen Friedrichstal hat er etwa 700 Diafilme gefunden, die teils hart pornografisches Material abbilden.

Bevor Steffen Dillinger sich mit diesen Erkenntnissen an die Presse gewandt hat, hat der promovierte Biologe und Referatsleiter beim kriminaltechnischen Dienst des Bundeskriminalamts das Material selbst ausgewertet. Wegen des potenziell strafrechtlich relevanten Charakters hat er vorher Selbstanzeige erstattet und auch das Bistum Trier über den grausigen Fund informiert.

Wie reagiert das Bistum Trier?

Die Bistumsverantwortlichen, darunter der damalige Bischof Bernhard Stein, wussten offenbar schon 1971 von problematischen Vorfällen mit Edmund Dillinger. Der Mann wurde zumindest im Jahr 1971 von der Seelsorge in die Sozialarbeit und den Schuldienst versetzt.

Erst 2012, 41 Jahre nach Bekanntwerden des ersten Falls, sind laut Bistum weitere Hinweise zum Fall Dillinger an die Bistumsverwaltung gelangt. In der Folge wurde gegen den damals 77-jährigen „Ruhestandsgeistlichen“ ein Verbot ausgesprochen, Messen zu zelebrieren. Der Fall sei da auch an die Staatsanwaltschaft übergeben worden, die ihn wegen Verjährung einstellte.

Am Montag, den 17. April, kündigte der Trierer Bischof Stephan Ackermann an, die Recherchen über den im vergangenen Jahr verstorbenen Missbrauchspriester auf breitere Füße zu stellen. Er habe damit seinen Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg beauftragt, sagte Ackermann, ohne weiter ins Detail zu gehen. Wenige Tage später teilte der Vorsitzende der Unabhängigen Aufarbeitungskommission des Bistums Trier, Gerhard Robbers, mit, dass der ehemalige Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer künftig an der Aufklärung des Missbrauchsfalls um den gestorbenen Priester aus dem Saarland mitarbeiten werde. Brauer verfüge über umfangreiche berufliche Erfahrung in der Aufklärung von Verbrechen, gerade auch im Blick auf internationale Verflechtungen, hieß es.

Welche Kritik gibt es an der Reaktion des Bistums?

Laut Steffen Dillinger, der das Archiv des Grauens seines Onkels ausgehoben hat, hatte Gerhard Robbers abgelehnt, das Beweismaterial aus dem Haus von Edmund Dillinger zu übernehmen. Er möge das Material verbrennen, soll Robbers zu Steffen Dillinger gesagt haben. Die Trierer Vereinigung Missbit forderte daraufhin den Rücktritt von Robbers. Neben der Opferorganisation übte auch die saarländische Kultusministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) scharfe Kritik an dem Umgang des Bistums Trier mit dem Fall Dillinger, weil der Mann als Religionslehrer an staatlichen Schulen eingesetzt war. Demnach soll eine Ombudsstelle in dem saarländischen Ministerium eingesetzt werden, an die sich potenzielle Opfer wenden können. Robbers bestritt in einem Medienbericht die Empfehlung für Verbrennung des Beweismaterials. Er versichert, dass er keinesfalls dazu gedrängt habe, pornografisches Material zu vernichten. Der Rechtsprofessor betont ausdrücklich, dass die Kommission daran sehr interessiert sei, „dass das Material bewahrt und ausgewertet wird“.

Wie beschreiben Schüler den Mann?

Im Schuldienst hat der Mann unter anderem in Saarlouis am Max-Planck-Gymnasium gearbeitet. Ein ehemaliger Schüler beschreibt Dillinger als „extrem konservativ“. Er sei von den Schülern nicht mehr ernst genommen worden.

Welche weiteren Reaktionen gibt es?

Edmund Dillinger war lange Zeit hoch angesehen. Das lag unter anderem an dessen Engagement im Verein CV-Afrika-Hilfe. Der Geistliche hat den Verein am 6. Januar 1972 in Köln gegründet. Bis zu seinem Tod und darüber hinaus hatte er den Ehrenvorsitz inne. Am Tag nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen den verstorbenen Geistlichen hat der Verein ihm die Mitgliedschaft und den Ehrenvorsitz nach dessen Tod entzogen. Im Rahmen des Engagements für Afrika wurde Dillinger 1976 sogar das Bundesverdienstkreuz verliehen. Dieses kann dem Verstorbenen aber nicht entzogen werden.

Dossier: Mehr Informationen auf volksfreund.de

Weiterführende Infos und Berichte zum aktuellen Fall und weiteren Missbrauchsfällen im Bistum Trier finden Sie in unserem Dossier auf volksfreund.de/missbrauch.

(Hinweis: Dieser Artikel wird regelmäßig aktualisiert. Sie lesen die aktuelle Fassung)

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