Missbrauchsvorwurf: Trierer Bistumspriester beurlaubt

Im Bistum Trier gibt es einen neuen Missbrauchsverdacht: Ein katholischer Geistlicher soll sich vor einigen Jahren in Gerolstein an einem Jugendlichen vergangen haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, das Bistum hat den 45-jährigen Priester beurlaubt.

Gerolstein/Neuwied. Triers Bischof Stephan Ackermann erreichte die unfrohe Botschaft fern der Heimat bei der gestern zu Ende gegangenen Frühjahrsversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Paderborn. Der katholische Missbrauchsbeauftragte fackelte nicht lange. "Nach Rücksprache mit dem Bischof wurde der Priester aus dem Dekanat Rhein-Wied von Generalvikar Georg Holkenbrink beurlaubt", sagt Bischofssprecher Stephan Kronenburg.

Der unter Missbrauchsverdacht stehende Geistliche aus der Westerwald-Pfarrei Dierdorf hatte seine Vorgesetzten im Trierer Generalvikariat diese Woche selbst darüber informiert, dass die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt. Der heute 45-Jährige soll sich vor rund zehn Jahren in Gerolstein (Vulkaneifelkreis), wo er zwischen 2000 und 2003 als Vikar eingesetzt war, an einem Jugendlichen vergangen haben.

Bekannt wurden die Vorwürfe gegen den Priester bei den Ermittlungen gegen einen 26-jährigen Obermessdiener aus der Eifel, den die Trierer Staatsanwaltschaft unlängst wegen mehrfachen Missbrauchs angeklagt hat.

Nähere Angaben machte Triers Leitender Oberstaatsanwalt Jürgen Brauer nicht. "Wir stehen bei den Ermittlungen gegen den Priester noch ganz am Anfang", sagt Brauer unserer Zeitung. Mit seiner "Selbstanzeige" beim Bistum kam der in Köln geborene Geistliche, der auch Mitglied des einflussreichen Priesterrats ist, offenbar der Staatsanwaltschaft zuvor.

"Wenn die Gefahr besteht, dass der Beschuldigte dienstlich weiter mit Minderjährigen zu tun hat, müssen wir den Arbeitgeber über die Ermittlungen informieren", sagt der Trierer Chef-Ermittler.

Parallel zur Staatsanwaltschaft versucht nun auch das Trierer Bistum, die Vorwürfe gegen den Priester zu klären. "Wir haben eine sogenannte kirchenrechtliche Voruntersuchung eingeleitet", sagt Bischofssprecher Stephan Kronenburg dem Trierischen Volksfreund. Sollten sich dabei die Vorwürfe bestätigen, werde der Bischof den apostolischen Stuhl informieren, der wiederum über mögliche Sanktionen entscheide.

Im Gegensatz zu früher geht das Bistum Trier inzwischen offen auch mit Verdachtsfällen in den eigenen Reihen um. Das war einmal anders: Als sich Ende der 1960er Jahre ebenfalls in Gerolstein ein Kaplan an einem Jungen verging, wurde der katholische Geistliche einfach in eine Trierer Pfarrei (und später in den Eifelort Bettingen) versetzt, wo er über Jahre hinweg mehrere Messdiener missbrauchte. Straf- oder kirchenrechtlich musste sich der später aus dem Dienst des Bistums ausgeschiedene Mann nie für seine Taten verantworten.

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