Mit dem Karussell die Funktion der Salatschleuder erfahren

TRIER. Für rund 700 Grundschullehrer aus ganz Rheinland-Pfalz ging es gestern zurück auf die Schulbank. Der Grundschulverband hatte seinen jährlichen Fortbildungstag organisiert. Der Schwerpunkt in diesem Jahr: Sachunterricht.

 In rund 60 Workshops holen sich Grundschullehrer aus ganz Rheinland-Pfalz Anregungen für den eigenen Unterricht.TV-Foto: Bianca Weber

In rund 60 Workshops holen sich Grundschullehrer aus ganz Rheinland-Pfalz Anregungen für den eigenen Unterricht.TV-Foto: Bianca Weber

Seit fünf Jahren veranstaltet die rheinland-pfälzische Landesgruppe vom Grundschulverband einen Fortbildungstag für Lehrer. Bisher hatten sich die Grundschullehrer wechselweise in Koblenz oder Landau getroffen, dieses Jahr war Trier zum ersten Mal Veranstaltungsort. Landesvorsitzender Werner Lang freute sich über den Zuspruch. "Wir mussten Hunderten absagen. Die Kapazitäten waren nach zweieinhalb Wochen erschöpft." Im Mittelpunkt der Fortbildung stand der Sachunterricht. Denn das dritte Hauptfach - neben Mathematik und Deutsch - habe einen neuen Teilrahmenplan bekommen, und dementsprechend gebe es Fortbildungsbedarf, sagte Lang. Methoden seien nun wichtiger als Inhalte: "Früher haben wir die Themen Frühling oder Igel durchgenommen. Heute machen wir das auch, aber anhand der Themen werden Fähigkeiten wie Argumentation oder Hypothesenbildung gelehrt." Helmut Schreier, Professor an der Universität Hamburg, ermunterte die Lehrer, praktisch zu arbeiten. "Kinder sollten Technik sinnlich erfahren." Eine Salatschleuder zum Beispiel funktioniere genauso wie ein Karussell auf dem Spielplatz. Das sei für Kinder sehr einleuchtend. Werner Lang machte in seiner Begrüßungsrede auf aktuelle Entwicklungen in der Grundschule aufmerksam. "Fördern und fordern" heiße die neue Parole. "Am Förderanspruch habe ich aber Zweifel." Nicht alle Kollegen förderten bisher ausreichend, auf der anderen Seite könnten Lehrer nicht alle Baustellen beseitigen. Kinder würden mit mangelnden Voraussetzungen eingeschult, andere stockten im Lernprozess, und es gebe Kinder, die sich wegen privater Sorgen nicht aufs Lernen konzentrieren könnten. "Diese Sorgenkinder brauchen besondere Förderung und Aufmerksamkeit", sagte Lang. Seiner Meinung nach könnten nur zusätzliche Kräfte wie Psychologen und Sozialarbeiter diese Aufgaben schultern. "Es reicht nicht, wenn das ein Lehrer macht, der mal eine Stunde frei hat." So könne nicht individuell auf Kinder eingegangen werden, und so werde sich an der Misere auch nichts ändern. Diese Botschaft richtete Lang in Richtung Bildungsministerium. Staatssekretär Michael Ebling bestätigte, Kinder individuell fördern zu wollen. "Kein Kind ist wie das andere, und keines soll verloren gehen. Deshalb werden wir den Bereich der Ganztagsschulen weiter ausbauen." Die Schulen würden aber nicht nur quantitativ ausgebaut, sondern auch qualitativ.

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