Mit dem Lasso auf Bevölkerungsfang

TRIER. (DiL) Der ländliche Raum schlägt zurück: Die provokanten Thesen des Stuttgarter Professors Peter Treuner bei einem Zukunfts-Symposium zur Bevölkerungsentwicklung in der Region Trier (der TV berichtete) haben teils heftige Reaktionen hervorgerufen.

Angesichts der schwindenden Bevölkerungszahlen hatte Treuner vorgeschlagen, die künftige Entwicklung der Region in der Stadt Trier und wenigen Schwerpunkt- und Achsengemeinden zu konzentrieren. Von der Vorstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse überall auf dem "flachen Land" müsse man sich verabschieden. Eine These, die den Kommunalpolitikern in der Region nicht sonderlich schmeckt. Statt "mit dem Lasso auf Bevölkerungsfang zu gehen", sei "Kooperation angesagt", betont der Trier-Saarburger Landrat Richard Groß. Auch auf dem Lande gebe es "entwicklungsfähige Schwerpunktorte". Zwar sei die "Weiterentwicklung der Stadt Trier als Regionalhauptstadt notwendig", aber das schließe "dezentrale Konzentration" in wichtigen Orten der Region nicht aus. Der ländliche Raum dürfe "nicht zum Naherholungs- und Naturschutzgebiet degradiert werden", fordert der Ortsbürgermeister von Fisch, Dieter Schmitt (CDU). Man brauche das Oberzentrum "als Kristallisationspunkt, ja sogar Leuchtturm für die Region", aber ebenso den ländlichen Raum als "entscheidenden Unterbau". Gerade die modernen Kommunikationsmöglichkeiten böten "gute Chancen, einen Großteil der Arbeit vom Wohnplatz aus zu verrichten", aber nur, "wenn der ländliche Raum nicht abgekoppelt wird von der jetzigen und künftigen technischen Entwicklung". Notwendig, so Schmitt, sei "kein Gegeneinander von Ober- und Unterzentren, sondern eine ganzheitliche Entwicklungsperspektive für den Trier-Luxemburger Raum". Auch der Bürgermeister von Osburg, Werner Mergens (FWG), kann sich mit den Treuner-Thesen nicht anfreunden. Er sieht seine eigene Gemeinde als Beispiel für eine funktionierende Entwicklung des ländlichen Raums an. 515 Einwohner habe Osburg in den letzten Jahren dazu gewonnen. "Es gibt keine Leerstände, frei werdende Häuser werden innerhalb von 14 Tagen wieder verkauft." Es gebe keinen Grund, sich an der Stadt Trier zu orientieren, "wo das Geld nicht mal reicht, um die Fenster der Schulen zu putzen". Richard Groß zweifelt derweil generell die Wertigkeit langfristiger Raumplaner-Prognosen an. Im Jahr 1980, erzählt der Landrat nicht ohne Ironie, habe "ein renommiertes Institut vorgetragen, die wirtschaftliche Entwicklung des Hochwalds solle über das Kunsthandwerk erfolgen". Vernünftigerweise sei aber niemand dieser seltsamen Empfehlung gefolgt. Heute weise der Raum Kell/Hermeskeil "eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten im Land auf".

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