Mit Jürgen im Grünen

SCHLEIDEN. Noch ein halbes Jahr, dann wird der Nationalpark Eifel eröffnet. Am Donnerstag hat sich Bundes-Umweltminister Jürgen Trittin (Bündnis90/Die Grünen) das Projekt vorstellen lassen.

 Ganz still und stumm: Der Minister im Eifelwald.Foto: Fritz-Peter Linden

Ganz still und stumm: Der Minister im Eifelwald.Foto: Fritz-Peter Linden

Nationalpark - das ist die höchste Naturschutz-Kategorie überhaupt. Auf mindestens 75 Prozent eines solchen Areals muss der Mensch Fauna und Flora in Ruhe lassen. Während in Rheinland-Pfalz der Zank um die soeben ausgewiesenen FFH-Schutzgebiete voll entbrannt ist (der TV berichtete), herrscht rund 20 Kilometer nördlich der Grenze zu Nordrhein-Westfalen (NRW) Einigkeit: Alle wollen den Nationalpark Eifel. Am 1. Januar 2004 soll die Eröffnung sein. Der Park - auf einer Fläche von rund 9500 Hektar - ist der 14. bundesweit und der erste im Westen. Allein 230 bedrohte Tierarten finden dort dauerhaften Schutz. Rund 1000 Arbeitsplätze soll das Projekt bringen, vor allem in Gastronomie und Hotellerie.Mittendrin: die Nazi-Ordensburg

"Die Menschen kommen nämlich gerne in eine Region, wo es den Igel noch gibt", sagt Jürgen Trittin. Der Bundesminister hat sich Zeit genommen: Drei Stunden lang lässt er sich von der Schleidener Forstverwaltung durch das Parkgelände zwischen Nideggen und Hellenthal kutschieren. Mit an Bord: Landes-Umweltministerin Bärbel Höhn. Begeistert zeigt sie ein Bild von der Urfttalsperre, die zum Areal gehört und von Wassersportlern genutzt wird: "So könnte es auch in Amazonien aussehen. Aber wir sind hier in der Eifel." Es gibt eigentlich nur ein Problem: Den Truppenübungsplatz Vogelsang - samt monumentaler "Ordensburg", einer ehemaligen Kaderschmiede der Nationalsozialisten. Noch hat dort die belgische Armee das Kommando. Der Schleidener Forstdirektor Henning Walter zeigt auf eine Gruppe von Gebäuden: "Die werden für den Häuserkampf benutzt und alle fünf Jahre wieder aufgebaut." Der Häuserkampf wird bald vorbei sein: 2004 rücken die Belgier ab, das Gelände fällt an den Bund, soll anschließend ans Land übertragen und in den Park integriert werden. Bleibt die Frage, was mit den gewaltigen Nazi-Bauten geschehen soll. "Das ist ein Denkmal", sagt Josef Tumbrinck, Vorsitzender des Naturschutzbunds NRW. "Und ich halte mehr davon, offen damit umzugehen, als es zu verschweigen, indem man es zerstört." Durch das Militär sei die historische Altlast bestens erhalten: "Die haben nur die Hakenkreuze rausgebrochen." Klar, die Burg sei ein schwieriges Erbe. Tumbrinck weiß auch um die zweifelhafte Faszination, die von der größenwahnsinnigen Architektur ausgeht: "Wenn sie da oben stehen, haben sie das Gefühl, die Welt zu beherrschen." Vorbei an Kiefern, Fichten, unberührten Buchenbeständen und verdutzten Touristen rollt der Minister-Konvoi Richtung Endstation zum Kloster Maria Wald und zur dortigen Pressekonferenz. "Was wir hier sehen, ist der typische deutsche Wald", sagt Trittin. Dass er sich freue, welch gute Arbeit in der Planung des Parks geleistet worden sei. Und dass man in der Eifel beweise, "dass Naturschutz, Tourismus und Sport durchaus zusammen gehen können". Sogar der Luchs als Einwanderer aus den benachbarten Ardennen könne im Nationalpark wieder heimisch werden, den möglichen Verlust des ein oder anderen "Osterlämmchens" eingerechnet. Nur einmal ist die Tagespolitik Thema: "Wir geben der Natur etwas zurück", sagt Forstdirektor Walter. "Und wir verlangen noch nicht einmal Pfand dafür."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort