Mit kirchlichem Beistand zur Krone

NEUSTADT/WEINSTRASSE. Viel internationale Erfahrung erwartet Petra Zimmermann im kommenden Jahr bis Oktober 2005: zwar nicht während ihrer Ausbildung für "International Administration und Management" an der Europaschule Trier, aber als neue, 56. Deutsche Weinkönigin.

Freitagabend, 18.15 Uhr: Die ersten Fanklubs der zur Wahl stehenden Weinköniginnenrücken vor dem Saalbau in Neustadt an. "Nadine, Nadine, der Rheingau stellt die Königin", schallt es über den Platz. Die Leute von der Ahr entrollen ein Transparent: "Der Superstar der Ahr heißt Desirée, das ist doch klar." "14 Jahre ohne Weinkönigin sind genug. Heute ist die Pfalz am Zug!!?", heißt es bei den Fans von Tina Kiefer. Und dann kommen die Leute aus Temmels. Ihr auffälligstes Mitbringsel: Ein Schild mit der Aufschrift "Temmels grüßt Petra". Darüber prangt eine Krone. "Wir wollen nur Spaß haben und einen schönen Abend verleben", sagt Leo Zimmermann. Knapp vier Stunden später ist für ihn aus dem Spaß gewissermaßen Ernst geworden: Tochter Petra ist neue Deutsche Weinkönigin - die 56. seit 1949, und seitdem die zehnte Majestät aus dem Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer. Die 75 Temmelser, jeder mit einer Rose "bewaffnet", stürmen die Bühne. "Ich bin überwältigt. Es ist ein total schönes Gefühl. Ich bin hin und weg", sagt Petra Zimmermann, nachdem sich der erste Ansturm gelegt hat, im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund . "Es wird ein paar Tage dauern, bis uns bewusst wird, was auf Petra und uns zukommt", sagt Mutter Regina, die die Jubelszenen beobachtet. Mit Siegeshoffnung sind alle 13 Kandidatinnen angereist. Doch Petra Zimmermann, mit 20 Jahren die jüngste in der Menge, ist eigentlich schon aus einem bestimmten Grund von Anfang an die Siegerin. Zu ihren Fans gehört Jörg Dunsbach, katholischer Pfarrer für Temmels und Tawern. Natürlich hat er Petra Zimmermann, die in der Kirchengemeinde aktiv ist, in sein Gebet eingeschlossen. "Ich bin sprachlos", sagt er. Und das sei bei ihm ein Seltenheitszustand. Noch in der selben Nacht läuten in Temmels die Kirchenglocken und verkünden den Triumph. Es dauert ein paar Minuten, bis sich Anja Zimmermann zu ihrer 15 Monate jüngeren Schwester durchgekämpft hat. Die Umarmung ist innig. Anja schämt sich ihrer Freudentränen nicht. "Auch die anderen Kandidatinnen waren super. Aber Petra hat besondere Talente, und ich bin sicher, dass sie den deutschen Wein hervorragend vertreten wird", sagt sie. Die nächsten Monate werden auch für sie eine besondere Zeit. "Wer kann schon von sich behaupten, eine Deutsche Weinkönigin zur Schwester zu haben", sagt sie. Und wer kann schon von sich behaupten, zwei Deutsche Weinköniginnen in den Kindergarten gefahren zu haben? Nur Busfahrer Peter Telle. Er hat sowohl Petra Zimmermann als auch Carina Dostert aus Nittel, die 2001/2002 den deutschen Wein repräsentierte, vor Jahren durch die Gegend kutschiert. "Auch für mich ist das ein besonderer Tag", sagt der Mann, den die Leute als "Didi" kennen und der an diesem Tag die Temmelser Fangemeinde fährt.Erfolg nicht mit Gold aufzuwiegen

Währenddessen ist Ortsbürgermeister Joachim Mimler mit Schreibarbeit beschäftigt. Er stellt zusammen, wer für den Empfang am heutigen Montag (18 Uhr, Dorfplatz) offiziell eingeladen wird. "Wir sind ein aufstrebender Ort. Dieses Ereignis ist nicht mit Gold aufzuwiegen", verkündet er. "Das ist der Beweis, dass die Mosel nicht nur den besten Wein, sondern auch die charmanteste Repräsentantin hat", sagt Weinbau-Präsident Adolf Schmitt. Schon bei der Fachbefragung am Nachmittag habe sich gezeigt, dass Petra Zimmermann zu den Favoritinnen zähle. Härteste Konkurrentin sei Tina Kiefer aus der Pfalz gewesen, erläutert Ansgar Schmitz, Geschäftsführer der Weinwerbung: "Aber Petra Zimmermann hat gewinnenden Charme." Ein paar Meter weiter nimmt Nicole Kochan bereits Maß. Nächstes Jahr wird die amtierende Gebietsweinkönigin auf dieser Bühne stehen. "Eine unglaubliche Stimmung", sagt die junge Frau aus Lieser. Vielleicht sollte sie schon mal "ihren" Pfarrer Georg Moritz für die Fahrt nach Neustadt einladen.

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