Mordprozess "Lolita Brieger": Angeklagter schweigt

Trier · Lolita Brieger war 18 und schwanger, als sie vor fast drei Jahrzehnten in der Eifel getötet wurde. Jetzt steht ihr mutmaßlicher Mörder vor Gericht - und schweigt. Die Ankläger wissen: Es wird schwer werden, ihm Mord nachzuweisen.

 Fototermin zum Auftakt des Mordprozesses "Lolita Brieger" im Landgericht Trier am Dienstagvormittag.

Fototermin zum Auftakt des Mordprozesses "Lolita Brieger" im Landgericht Trier am Dienstagvormittag.

Foto: Rolf Seydewitz

Fast 30 Jahre nach dem gewaltsamen Tod von Lolita Brieger in der Eifel steht ihr mutmaßlicher Mörder seit Dienstag vor dem Landgericht Trier. Der 50-jährige Bauer soll seine von ihm schwangere Ex-Freundin im November 1982 mit einem Eisendraht erdrosselt und ihre Leiche auf einer Mülldeponie im nordrhein- westfälischen Frauenkron verscharrt haben. Er habe sich der 18-Jährigen „entledigen wollen, weil sie vom sozialen Stand her nicht zu seiner Familie passte“, sagte Staatsanwalt Eric Samel in der Anklage. Sie sei seiner Ansicht nach „nicht würdig“ gewesen, Teil seiner reichen Familie zu werden.

Der wegen Mordes angeklagte Landwirt aus Scheid (Kreis Vulkaneifel) werde sich im Prozess nicht zu den Vorwürfen äußern, sagte dessen Verteidiger zum Auftakt. Seit seiner Festnahme vor sechs Monaten schweigt der Eifeler, der mit Anzug, Weste und Krawatte auf der Anklagebank Platz nahm. Am ersten Prozesstag wurde nur die Anklage verlesen. Dass ein Verbrechen nach so langer Zeit vor Gericht komme, sei deutschlandweit außergewöhnlich, sagte Triers Leitender Oberstaatsanwalt Jürgen Brauer. Und es kam überraschend.

Fast drei Jahrzehnte lang tappte die Polizei im Dunkeln. Zwar fiel der Verdacht früher auch schon auf den Ex-Freund von Brieger, nachweisen konnte man ihm aber nichts. Der entscheidende Hinweis kam im vergangenen Herbst: Ein Zeuge packte aus, der dem Landwirt bei der Beseitigung der Leiche geholfen haben will. Er führte die Ermittler zur inzwischen überwaldeten Müllhalde, wo diese nach zwei Wochen Suche im Oktober 2011 die sterblichen Überreste Briegers unter altem Müll fanden. Der Zeuge hatte sich gemeldet, nachdem er den Fall bei „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ gesehen hatte.

Für Staatsanwalt Samel ist die Sache klar: Das Paar habe immer wieder gestritten, weil der Vater des Bauern gegen die Verbindung war. Einen Tag vor der Tat habe der Freund sich von Lolita getrennt. Als sie ihn umstimmen wollte und das Kind weiter austragen wollte, habe er sie umgebracht. Er habe „heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen“ gehandelt, sagte Samel. Mit dem Draht habe er sein arg- und wehrloses Opfer von hinten überrascht und zugezogen. Die Leiche packte er in Folie und vergrub sie Tage später im Müll.

Klar ist der Staatsanwaltschaft aber auch, dass es schwer wird, dem 50-Jährigen den mutmaßlichen Mord nachzuweisen. „Dreh- und Angelpunkt wird sein, ob wir Heimtücke und niedrige Beweggründe nachweisen können“, sagte Samel. Wenn das im Prozess nicht gelingt, geht der 50-Jährige straffrei aus. Denn alle andere Delikte sind längst verjährt. Zum nächsten Prozesstag am 22. März sind unter anderem Briegers Mutter und Schwester als Zeugen geladen. Der Prozess ist bis Anfang Mai terminiert.

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