Mosel in der Sonne, Saar und Ruwer im Schatten

TRIER. Wie Saar und Ruwer in die Mosel fließen, soll künftig auch der Wein der Nebenflüsse in dem Oberbegriff "Mosel" aufgehen: Dass die beschlossene Umbenennung des Anbaugebiets "Mosel-Saar-Ruwer" (der TV berichtete) unter den Winzern an den beiden kleineren Flüssen nicht nur Zustimmung findet, liegt auf der Hand. Doch es gibt auch positive Stimmen.

"Die Entscheidung war überfällig!" Wie die meisten Winzer an der Mosel freut sich Walter Clüsserath darüber, dass aus der Gebietsbezeichnung "Mosel-Saar-Ruwer" im Lauf der kommenden zwei Jahre ein schlichtes "Mosel" wird. Das hat das Bundeskabinett am Mittwoch beschlossen. Die neue Bezeichnung sei griffiger und - vor allem im Ausland - besser darstellbar. "Mosel-Saar-Ruwer" suggeriere zudem, dass es sich bei den Weinen um Verschnitte handele, fasst Clüsserath die Argumente der Befürworter zusammen. Für die seit jeher vorgetragenen Bedenken seiner Berufskollegen an Saar und Ruwer hat der Pölicher Winzer als Vorsitzender des Bauern- und Winzerverbands Trier-Saarburg zwar ein offenes Ohr. Doch mit der Erlaubnis, die Herkunft eines Weins aus diesen Gebieten zusätzlich zur Bezeichnung "Mosel" auf dem Etikett anzugeben, sieht Clüsserath die Kritiker beschwichtigt. Im Ruwertal herrscht derweil vielfach schlechte Stimmung. "Für uns wäre es besser, wenn es bei der alten Bezeichnung geblieben wäre", sagt Ludwig Scherf von der Winzergenossenschaft in Kasel. An der Ruwer wüchsen völlig andere Weine als an der Mosel, argumentiert er - und fügt resigniert hinzu, gegen die mächtige "Mosel-Lobby" mit ihren großen Kellereien komme man nicht an. Herbert Weis vom Hotel und Weingut Weis in Mertesdorf fürchtet Nachteile vor allem für den Tourismus: "Die Ruwer wurde auch dadurch bekannt, dass ihr Name auf jeder Weinflasche stand." Mit Absatzproblemen rechnen allerdings weder die Winzergenossenschaft noch Weis. Christoph Tyrell vom Weingut Karthäuserhof in Eitelsbach verweist ebenfalls auf eine große Stammkundschaft. Auch er wäre aber lieber bei der alten Bezeichnung geblieben. Die Argumente der "Mosel"-Befürworter hält er für wenig stichhaltig - vor allem das der Einfachheit: Darauf lege man bei anderen Etikettierungs-Vorschriften wenig Wert. Auch von der Verschnitt-These hält er nichts: "Von solchen Problemen habe ich im Umgang mit Endverbrauchern noch nie gehört!" An der Saar fällt das Urteil nicht ganz so negativ aus. "Aus übergeordneter Sicht ist die neue Regelung goldrichtig, weil sie die internationale Vermarktung erleichtert", sagt Florian Lauer vom Weingut Peter Lauer/Hotel Ayler Kupp. "Doch für uns Saar-Winzer ist sie eine blöde Sache." Während von Saar und Ruwer fast nur exklusive Weine kämen, präsentiere sich die Mosel "sehr heterogen", sagt Lauer. "Wir haben Angst, im Schlamassel der Mittelmäßigkeit mitgezogen zu werden." Und die Regelung, künftig neben dem Oberbegriff "Mosel" auch den jeweiligen kleineren Fluss angeben zu dürfen, ist für ihn "die Verbraucherverwirrung auf die Spitze getrieben". Lauer denkt laut über ein Weinanbaugebiet "Saar" nach. "Ich finde die Reduzierung auf einen knackigen Begriff gut", sagt dagegen Roman Niewodniczanski vom Wiltinger Weingut van Volxem. Er betrachte die Saar "als kleinen, aber feinen Zipfel der Mosel" und arbeite weiter an der Profilierung des Saar-Rieslings. Die Aufregung sei angesichts einer "Renaissance des Saar-Rieslings" unnötig, findet Niewodniczanski. "Wer sich als Winzer anstrengt und sich um Qualität bemüht, braucht sich keine Sorgen zu machen."

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