Nabel der geographischen Welt

TRIER. Dass Trier sich gern für den geographischen Mittelpunkt der Welt hält, ist ein beliebter Spott. Zumindest für eine Woche wird die Stadt Anfang Oktober tatsächlich zum Mittelpunkt der deutschen Geographie, genauer gesagt: der deutschen Geographen.

1500 Experten aus Hochschulen, Schulen, Verlagen, Verwaltungen und Unternehmen treffen sich vom 1. bis 8. Oktober zum Deutschen Geographentag in Trier. Eine "Standortbestimmung" erwartet der Trierer Professor Heiner Monheim, passend zum Fach. Monheim organisiert gemeinsam mit seinen Kollegen Ulrike Sailer, Johannes Ries und Christoph Becker das traditionelle Gipfeltreffen. "Ein Riesenaufwand", stöhnt der Professor für Raumentwicklung und Landesplanung, aber er macht den Eindruck, als hätte er jede Menge Spaß an dem Mammut-Projekt. Immerhin winkt ein beachtlicher Image-Gewinn für die Stadt und die Universität, wenn Fachleute und Multiplikatoren in Scharen anreisen. Von den Umsätzen im Hotellerie- und Gastgewerbe nicht zu reden. "Wir wollen der Welt mal zeigen, was wir können", umreißt Monheim die Motivation seines Fachbereichs. Der Chef-Organisator erwartet eine spannende Tagung. Schließlich sei das Fach Geographie "mächtig in Bewegung". Die Zeiten der Reise-Forscher und Atlanten-Zeichner sind längst vorbei - Geographen von heute werden multifunktional eingesetzt, vom Tourismus über die Landesplanung bis hin zur Demographie. Deshalb setzt Monheim auch auf das Interesse der Region. Doch bislang sind die Anmeldungen aus Verwaltungen, Tourismusförderung oder regionalen Unternehmen eher dünn. Dafür steigen die Studenten um so stärker ein: 600 von ihnen haben sich angemeldet. "Sensationell", meint Monheim. Auch 200 Oberstufenschüler aus Geographie-Leistungskursen sind mit von der Partie. 300 Veranstaltungen konzentrieren sich allein auf den öffentlichen Teil des Kongresses vom 3. bis 5. Oktober. Workshops, Arbeitsgruppen und Symposien werden zu allen geographischen Themen angeboten. "Der Geographentag ist nicht exklusiv für Fachleute", betont Monheim, auch interessierte "Normalbürger" könnten sich jederzeit anmelden. Allerdings gegen Gebühren von fünf Euro für Einzelveranstaltungen bis zu 190 Euro für eine komplette Drei-Tages-Karte (70 Euro für Arbeitslose oder Studenten). Der Obolus wird nicht als Schikane erhoben: Er finanziert das komplette Projekt. 1500 zahlende Besucher brauchen Monheim und seine Kollegen, um den Kostenaufwand zu decken, das Ziel ist mit den Voranmeldungen schon fast erreicht. Die Deutsche Gesellschaft für Geographie als Hauptveranstalter hat finanziell nicht viel zuzusetzen, die Uni Trier ohnehin nicht.Eröffnungsveranstaltung gratis für alle

Aber zumindest die hochkarätig besetzte Eröffnungsveranstaltung am 3. Oktober um zehn Uhr in der Europahalle ist gratis und für alle zugänglich. Alle anderen Vorträge und Konferenzen finden in den Räumlichkeiten der Universität statt. Zwei Jahre haben die Trierer Geographen an der Vorbereitung gearbeitet, jetzt rückt die heiße Phase immer näher. 90 studentische Hilfskräfte tragen in den nächsten Wochen dazu bei, den Aufwand in den Griff zu bekommen. "Wir hätten von den Vorschlägen her doppelt so viele Veranstaltungen anbieten können, aber das wäre nicht mehr umsetzbar gewesen", sagt Professor Monheim. Dann schwingt er sich aufs Fahrrad und saust zum nächsten Vorbereitungs-Termin. Informationen über Programm und Anmeldungen des Geographentages unter 0651/2014588 oder online www.geographentag-trier.de.

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