Nach dem Durchgreifen des Bischofs: Köllerbacher Verwaltungsrat wirft hin

Trier./Köllerbach · Im Clinch mit dem Pfarrer und dem Verwaltungsrat der Kirchengemeinde Herz Jesu im saarländischen Köllerbach hatte Triers Bischof Stephan Ackermann durchgegriffen: Er hat dem Pfarrgremium teilweise Befugnisse entzogen und auf den umstrittenen Pfarrer sowie Personen seines Vertrauens übertragen (der TV berichtete). Daraufhin ist der Verwaltungsrat gestern komplett zurückgetreten. Darunter auch eine Person, der vom Bischof Befugnisse übertragen worden waren.

 Noch ein Fest mit dem Dom im Hintergrund: Die Heilig-Rock-Tage 2004

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Foto: Bistum Trier

Im Rücktrittsschreiben des Verwaltungsrats der Kirchengemeinde Herz-Jesu Köllerbach, das unserer Zeitung vorliegt,
schwingt sowohl tiefe Enttäuschung als auch Selbstbewusstsein mit: "Wir sind nicht bereit, weiter hinzunehmen, dass wir bei der Ausübung unseres Ehrenamtes beleidigt und mit falschen Behauptungen und Aussagen in unserer Arbeit ständig behindert werden", heißt es unter anderem in dem Schreiben an Bischof Stephan Ackermann. Darüber hinaus seien die Mitglieder nicht gewillt, diskreditiert, beschimpft und herabgewürdigt zu werden. Die teilweise Aussetzung und Übertragung von Verwaltungsbefugnissen und Vertretungsrechten durch Ackermann akzeptiert das Laiengremium, das für die finanziellen Dinge in der Kirchengemeinde zuständig ist, nicht. "Weil dadurch die derzeitigen Missstände, Konflikte und Kritikpunkte nachträglich legalisiert werden könnten", begründet der Rat. Denn die Übertragung der Befugnisse bedeute teils auch, dass bereits gefasste Beschlüsse aufgehoben oder eingeschränkt werden könnten.

Der Verwaltungsrat erhebt schwere Vorwürfe gegen den Pfarrer, der erster Vorsitzender des Rates ist: Er soll Protokolle zu seinen Gunsten manipuliert haben und das Pfarrgremium will bei der Prüfung des Jahresabschlusses 2013 "bisher nicht erklärbare Vorgänge" entdeckt haben. Laut Werner Jungmann, zweiter Vorsitzender des Verwaltungsrates, blieb der im September verfasste Prüfbericht mit der Bitte um Aufklärung vom Bischöflichen Generalvikariat bis heute unbeantwortet.

Auf Wunsch des Pfarrer hat Generalvikar Georg Bätzing kürzlich eine Prüfung beauftragt (der TV berichtete). Der Vorschlag des Gremiums, mit allen Beteiligten ein gemeinsames Gespräch zu führen, war ungehört geblieben. Sechs der acht Verwaltungsratsmitglieder haben gestern das Rücktrittsschreiben unterzeichnet, zwei Mitglieder haben eigene Schreiben verfasst. Darunter auch eine Person des Vertrauens des Bischofs. Neben dem Pfarrer, einem pensionierten Rendanten sowie einem Pastoralreferenten hatte Ackermann diesem Mitglied ebenfalls ein Befugnis übertragen und mit vierfachem Stimmrecht ausgestattet.

Mit dem Rücktritt des Gremiums steht der Trierer Bischof jetzt vor einem neuen Problem. Seit rund zwei Jahren brodelt es in Köllerbach. Der damalige Pfarrer Guido Ittmann hatte mehrere Missbrauchsvorwürfe aufklären wollen. Er war bedroht und verleumdet worden. Bis heute ist unklar, wer etwa die Drohbriefe an den Pastor verfasst hatte. Der Geistliche floh. Mit Ittmanns Nachfolger sollte der erhoffte Frieden einkehren.

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