Nach Kritik an Sicherheitskonzept der Hochmoselbrücke: Fachgespräch mit Aachener Ingenieurgeologen

Mainz · Die Planer der umstrittenen Hochmoselbrücke treffen sich am Mittwoch mit Rafig Azzam. Der renommierte Ingenieurgeologe hatte öffentlich Kritik am Sicherheitskonzept des riesigen Bauwerks geäußert.

 Sie wird viel teurer als ursprünglich geplant: die Hochmoselbrücke. TV-Foto: Portaflug Föhren

Sie wird viel teurer als ursprünglich geplant: die Hochmoselbrücke. TV-Foto: Portaflug Föhren

Wird am Hochmoselübergang gegen die Regeln der Baukunst verstoßen? Das jedenfalls ist die Ansicht von Rafig Azzam, Inhaber des Lehrstuhls für Ingenieurgeologie an der Universität Aachen, Experte für Erdrutsche und Gutachter im Verfahren zum Einsturz des Kölner Stadtarchivs. Am Mittwoch trifft er sich mit den Planern der 160 Meter hohen Hochmoselbrücke in Koblenz beim Landesbetrieb Mobilität (LBM) zu einem nicht-öffentlichen Fachgespräch.

Azzam hatte das Sicherheitskonzept für den Bau der Brücke am Ürziger Hang, der ein ausgewiesenes Rutschgebiet ist, als nicht ausreichend bezeichnet. Denn der laut Din-Norm nötige Standsicherheitsnachweis werde nicht erbracht (der TV berichtete). Es sei für jeden Fachmann klar, dass die Ausführung im Laufe der Bauphase verändert werde. Und dabei rechnet Azzam mit einer erheblichen Kostensteigerung.

Der Landesbetrieb weist die Vorwürfe zurück. "Wir haben ein Konzept entwickelt, das die Baugrube am Hang zusätzlich stabilisiert", sagt Diplom-Ingenieur Bernd Hölzgen - der für den Brückenbau verantwortliche Leiter des LBM. Nach der Herstellung werde ein Din-Norm-konformer Standsicherheitswert erreicht. Und zwar sollen die bis zu 47 Meter langen Bohrpfähle, die die riesigen Pfeiler tragen werden, von einem Stahlbetonschacht geschützt werden. "Wenn der Hang wirklich ins Rutschen kommt, dann schiebt er erstmal gegen den Baugrubenverbau und nicht gegen die Pfeiler", sagt Hölzgen. Die obere Stahlbetonwand soll zudem mit bis zu 41 Metern langen Ankern und 12 Meter langen, betonummantelten Nägeln im Berg befestigt werden. Dies alles sei auch bereits Bestandteil der aktuellen Kostenkalkulation (das Großprojekt soll inklusive der 25 Kilometer Bundesstraße 456 Millionen Euro kosten).
Am Mittwoch wollen die Landesvertreter Azzam, der unter anderem Frühwarnsysteme für Erdrutsche entwickelt hat, davon überzeugen, dass die Brücke gut und sicher geplant wurde.

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