Tiere Nach tödlicher Biss-Attacke: „Kein Hund ist von sich aus gefährlich“

Trier · Tierschützer warnen davor, sogenannte Kampfhunde abzustempeln. Oft seien die Halter der Grund für aggressives Verhalten.

 Ein Staffordshire-Terrier-Mischling in einem Tierheim-Gehege.

Ein Staffordshire-Terrier-Mischling in einem Tierheim-Gehege.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Andreas Lindig ist wütend. Jedes Mal, wenn ein sogenannter Kampfhund ein Kind totgebissen habe, werde über die Gefährlichkeit dieser Hunde diskutiert. Und das zumeist unsachlich. „Jeden Tag sterben Menschen im Straßenverkehr. Dann wird nicht über ein Verbot von Autos diskutiert“, ereifert sich der Vorsitzende des Tierschutzbundes Rheinland-Pfalz. Er wehrt sich dagegen, dass die oft als Kampfhunde verschrienen Tiere gefährlicher seien als andere Hunde. „Der Charakter dieser Hunde ist oft viel besser als der von anderen.“

Das Problem sei nicht der Hund, sondern sein Besitzer, meint Lindig. „Viele sind nicht in der Lage, die Hunde richtig zu halten.“ Das gelte für alle Hunde, nicht nur für die im Landeshundegesetz als gefährlich eingestuften „Listenhunde“. „Jeder Hund, der falsch gehalten oder erzogen wird, kann zu einer Gefahr für Mensch und Tier werden“, meint Jana Hoger von der Tierschutzorganisation Peta. Kein Hund sei von Natur aus aggressiv, viele Halter seien aber überfordert. Peta plädiert für einen Zuchtstopp sogenannter Kampfhunde.

Als Listenhunde gelten in Rheinland-Pfalz Hund der Rassen American Staffordshire Terrier, Stafford­shire Bullterrier, Hunde des Typs Pit Bull Terrier sowie Hunde, die von einer dieser Rassen oder diesem Typ abstammen. Für die Haltung eines gefährlichen Hundes muss bei der zuständigen Gemeindeverwaltung eine Erlaubnis beantragt werden. Laut Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier muss der Besitzer ein „berechtigtes Interesse an der Haltung eines gefährlichen Hundes“ nachweisen,  er muss erwachsen sein, darf nicht straffällig geworden sein, und er muss nachweisen, dass er eine Haftpflichtversicherung für den Hund abgeschlossen hat. Rund 650 solcher Listenhunde gibt es im Land. Am häufigsten werden American Staffordshire Terrier gehalten, 237 sind laut ADD in Rheinland-Pfalz gemeldet. Hunde dieser Rasse sind für die beiden tödlichen Beißattacken der vergangenen Tage verantwortlich. In Hannover wurden eine 52-jährige im Rollstuhl sitzende Frau und ihr Sohn (27) totgebissen, im hessischen Bad König wurde ein Säugling Opfer eines tödlichen Hundebisses.

Auch Hunde anderer Rassen können laut ADD als gefährlich eingestuft werden, wenn „sie sich als bissig erwiesen oder durch ihr Verhalten gezeigt haben, dass sie Wild oder Vieh hetzen oder reißen, wenn sie in aggressiver oder bedrohender Weise Menschen angesprungen oder eine über das natürliche Maß hinausgehende Kampfbereitschaft, Angriffslust oder Schärfe entwickelt haben“. Wer einen dieser Listenhunde halten will, muss nachweisen, dass er dazu auch in der Lage ist. Tierschützer Lindig verlangt einen solchen Hundeführerschein für alle Hundehalter.

Eine Kontrolle der Halter von Kampfhunden erfolgt in der Regel durch die Ordnungsämter.

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