Luftverkehr Neue Flieger heben die Laune am Hahn

Hahn/Mainz · Künftig starten dort Flüge nach Serbien. Die Geschäftsführung lobt ihre Strategie, Kritiker prophezeien ein Ende des Flughafens.

 Neuer Hoffnungsträger am Hahn? Ab sofort hebt vom Hunsrück-Airport  die Fluglinie Air Serbia ab. 	Symbolfoto: dpa

Neuer Hoffnungsträger am Hahn? Ab sofort hebt vom Hunsrück-Airport  die Fluglinie Air Serbia ab. Symbolfoto: dpa

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Neues Kapitel am Flughafen Hahn: Um 11.15 Uhr hob am Mittwoch der erste Airbus A 319 der Air Serbia mit 146 Passagieren an Bord von dem Hunsrück-Airport ab in Richtung Niš im Süden Serbiens. Zweimal pro Woche, zurzeit Mittwoch und Freitag, wird die Strecke Hahn-Niš bedient. Später soll alternativ auch der Sonntag hinzukommen, wie der operative Geschäftsführer am Flughafen Frankfurt-Hahn, Christoph Goetzmann, angibt.

Die neue Passagierverbindung des Hunsrück-Flughafens sei eher eine Verbindung, „die in Deutschland lebenden Serben die Möglichkeit bietet, in die Heimat zu reisen, um Freunde und Verwandte zu besuchen“, räumt Goetzmann ein. Gleichwohl ist der Hahn-Manager froh, mit Air Serbia eine Fluggesellschaft auf den Hahn zu bekommen, die neben den Billigflug-Anbietern wie Ryanair als nationale Fluggesellschaft am Markt agiert: „Das Tolle ist, dass wir mal aus dieser Lowcost-Schiene rauskommen. Das unterstreicht die Funktion, die der Hahn haben kann und wird“, sagt er.

So gibt es im Gegensatz zu den Billigfliegern bei Air Serbia Service für die Passagiere an Bord. Über Air Serbia heißt es im Internet, dass die Airline, die die drittgrößte serbische Stadt Niš bislang nicht anflog, eine Offensive startet und bis 4. August von dortaus  künftig zwölf neue Verbindungen innerhalb Europas etablieren will, fast die Hälfte davon nach Deutschland: Neben dem Hahn wollen die Serben Friedrichshafen, Karlsruhe, Nürnberg und Hannover anfliegen. Hinzu kommen Salzburg, Bologna, Budapest, Göteborg, Ljubljana, Rom und Tivat (Montenegro).

Air Serbia expandiert und erhält laut Internet dafür Staatsgelder. Die Regierung in Belgrad habe Anfang des Jahres Subventionen von umgerechnet fünf Millionen Euro für zwölf Routen ab Niš bewilligt.

Auch sonst erweitert die Airline ihr Streckennetz. „Ein solcher Kunde gibt uns Zuversicht für unsere weitere Entwicklung. Sie sehen mich heute durchaus entspannt. Mit dem, was wir im Hinblick auf die Entwicklung der Passage und der Fracht auf dem Hahn eingeleitet haben, befinden wir uns auf dem richtigen Weg. Der neue Kunde zeigt uns, dass wir mit unserer Strategie richtig liegen“, frohlockte Goetzmann.

Der steile Anstieg der Fracht habe sich zwar mittlerweile abgeflacht. Bedingt durch die globale wirtschaftliche Situation wachse die Fracht auf dem Hunsrück-Airport deutlich geringer. Aber auch hier soll es weiter nach oben gehen.

Nachdem man nun einen neuen Passagierkunden auf dem Hahn begrüßen könne, sei als Nächstes wieder die Fracht an der Reihe. Nähere Informationen waren dem Hahn-Manager dazu nicht zu entlocken.

Goetzmann sagte im Übrigen auf Nachfrage, dass die bei der Übernahme des Hahn durch den chinesischen Investor HNA im Jahr 2017 angekündigte Passagierverbindung ins Reich der Mitte noch nicht vom Tisch sei. Allerdings brauche man für eine Passagierverbindung nach China einen langen Atem.

Der Hahn-Geschäftsführer ist zuversichtlich, den Flughafen auf Dauer in die schwarzen Zahlen führen zu können. Kritiker stimmen da nicht zu, zumal Pläne von Ryanair nebulös bleiben. Der irische Billigflieger hatte angekündigt, Flugpläne zusammenstreichen zu wollen und Basen an manchen Standorten zu schließen. Ob das für den Hahn gilt, ist offen.

Der Luftverkehrsexperte Christoph Brützel verweist auf den ohnehin schon starken Rückzug von Ryanair am Hahn. Zum Winter strich der Billigflieger, der stärker auf Frankfurt, Köln/Bonn und Luxemburg setzt, die Verbindungen schon von 29 auf 16 zusammen.

Von Januar bis Mai dieses Jahres nutzten rund 639 000 Passagiere den Hahn – 25,8 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Der CDU-Landtagsabgeordnete Alexander Licht vermisst ein Konzept des Flughafen-Managements. Die serbische Fluglinie nennt er einen „Tropfen auf dem heißen Stein“. Einen Rück­zug von Ryanair, den Licht zumindest zum Winter nicht erwartet, könne der Hahn derzeit nicht verkraften. Goetzmann kontert die Kritik: „Mich verwundert nicht, dass Herr Licht das Konzept nicht versteht. Daran würde sich auch nichts ändern, wenn ich es ihm aufschreibe. Wir lassen lieber die Fakten sprechen.“

 31.10.2018, Rheinland-Pfalz, Hahn: Christoph Goetzmann, Mitglied der Hahn-Geschäftsführung, steht am Flughafen Hahn vor einer Boeing 737 der irischen Ryanair. Der defizitäre Hunsrück-Airport Hahn kommt nicht aus den Turbulenzen. Die Stimmung schwankt. Die chinesischen Investoren haben nun ihr Logo am Terminal angebracht. Was sagen Passagiere und Geschäftsführung? (zu dpa-KORR.: "Leerstände und Liebeserklärungen am Flughafen Hahn" vom 09.11.2018) Foto: Thomas Frey/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

31.10.2018, Rheinland-Pfalz, Hahn: Christoph Goetzmann, Mitglied der Hahn-Geschäftsführung, steht am Flughafen Hahn vor einer Boeing 737 der irischen Ryanair. Der defizitäre Hunsrück-Airport Hahn kommt nicht aus den Turbulenzen. Die Stimmung schwankt. Die chinesischen Investoren haben nun ihr Logo am Terminal angebracht. Was sagen Passagiere und Geschäftsführung? (zu dpa-KORR.: "Leerstände und Liebeserklärungen am Flughafen Hahn" vom 09.11.2018) Foto: Thomas Frey/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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Goetzmann findet, dass am Hahn gerade ein Konzept aufgeht. Er sagt: „Ein Fußballspiel beginnt auch mit dem Aufwärmen und ersten Dribblings, ehe Tor um Tor fällt.“

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