Neue Hoffnung für Tausende: Organspende soll einfacher werden

Trier · Politiker sind sich zwar einig, dass in Deutschland mehr Organspender gebraucht werden. Doch wie ein Gesetz dafür aussehen soll, ist umstritten. Landesministerin Malu Dreyer (SPD) will ein Ja der Bürger zu Spenden vereinfachen.

Wahrscheinlich wäre Karin Bohn heute tot. Ohne ein Spenderherz hätte die 52-Jährige aus Hinzenburg (Trier-Saarburg) nicht überlebt. Bei ihr war ein Tumor am Herzen festgestellt worden, der nicht entfernt werden konnte. Vor einem Jahr hat sie ein neues Organ bekommen.

Bohn ist sich sicher, gäbe es in Deutschland eine Widerspruchslösung, der zufolge zunächst alle Erwachsenen potenzielle Organspender sind, solange sie nicht widersprechen, dann bräuchten Betroffene nicht so lange auf ein neues Organ warten.Und in Deutschland warten derzeit mehr als 12500 Patienten auf ein Spenderorgan.

Mehr als ein Viertel der Wartenden stirbt

Jedes Jahr stirbt mehr als ein Viertel der Wartenden vor einer rettenden Transplantation. Bislang gilt die Zustimmungslösung. Demnach müssen spendenbereite Bürger vorab das Einverständnis zur Organentnahme nach einem etwaigen Hirntod geben, etwa mit einem Spenderausweis.

Wenn es diesen nicht gibt, haben die Angehörigen das letzte Wort. Gestern trafen sich die Gesundheitsminister der Länder in Frankfurt, um über eine Neuregelung zu diskutieren. Neben der Widerspruchsregelung steht auch die sogenannte Entscheidungslösung zur Diskussion.

Jeder soll einmal im Leben gefragt werden

Bei dieser soll jeder Bürger mindestens einmal im Leben gefragt werden, ob er Organspender werden will oder nicht. Dies könnte zum Beispiel bei der Beantragung von Ausweisen geschehen. Die Entscheidung für oder gegen eine Spende könnte etwa im Personalausweis oder Führerschein dokumentiert werden.

Die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Malu Dreyer (SPD) befürwortet diese Lösung. Die Widerspruchsregelung hält sie für einen "sehr starken Eingriff in das Persönlichkeitsrecht". Die Menschen sollten sich aktiv entscheiden dürfen, ob sie Organspender werden oder nicht, sagte Dreyer dem TV.

Wiederspruchregelung in Luxemburg

Widerspruchsregelungen gelten in anderen EU-Ländern, darunter auch in Belgien und Luxemburg. Im Großherzogtum gab es im vergangenen Jahr allerdings nur drei Organspender.

Wo bekommt man den Ausweis?

Der Organspendeausweis wird von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) herausgegeben. Das Original ist beispielsweise im Bürgeramt Trier sowie in vielen Krankenhäusern, Arztpraxen und Apotheken erhältlich.

Man kann ihn auch aus dem Internet auf den Seiten der BZGA herunterladen, erreichbar unter www.bzga.de sowie www.organspende-info.de.

Der Ausweis ist in deutscher und türkischer Sprache erhältlich.

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