Neue Polizeistatistik Straftaten in Rheinland-Pfalz: Viel mehr Fälle von Telefonbetrug

Mainz · Nach zwei Jahren Corona-Pandemie ist die Zahl der Straftaten in Rheinland-Pfalz wieder gestiegen. Innenminister Michael Ebling erkennt trotzdem eine positive Entwicklung. Ein Thema bereitet Sorgen.

Neue Kriminalstatistik: Straftaten wieder auf Vor-Corona-Niveau
Foto: dpa/Roland Weihrauch

Zwei Jahre lang konnte die rheinland-pfälzische Polizei viel Positives vermelden: Die Zahl der Straftaten war 2020 und 2021 in fast allen Bereichen stark gesunken. Allerdings war den Behörden schon damals klar, dass die Einschränkung des Lebens während der Pandemie ihren Anteil daran hatte.

Dies lässt sich nun auch an den neuesten Zahlen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik ablesen, die Innenminister Michael Ebling (SPD) am Montag in Mainz vorgestellt hat. Demnach ist der Corona-Effekt verschwunden. 2021 hatte es in vielen Bereichen noch historische Tiefstände gegeben.

Im Vergleich zu diesem Jahr hat es im vergangenen Jahr fast 25.000 Fälle mehr gegeben - und damit insgesamt gut 242.000, ein Plus von 11 Prozent. Damit liege die Zahl ziemlich genau auf dem Niveau des Jahres 2019, dem letzten Jahr vor der Pandemie, sagte Ebling.

Pro 100.000 Einwohner hat es 2022 knapp 5900 Straftaten gegeben, mit Ausnahme der beiden Corona-Jahre ist das nach Angaben des Ministeriums der niedrigste Wert seit 1992. In der langfristigen Perspektive lasse sich also ein rückläufiger Trend bei den Straftaten vermelden, so Ebling.

Attacken auf Geldautomaten: Sprengungen in der Region Trier (Fotos)
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An diesen Orten sprengten Kriminelle Geldautomaten in die Luft (oder scheiterten)

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Foto: Agentur Siko

Wie viele Fälle von Trickbetrug gab es?

Neben gesprengten Geldautomaten ist vor allem die Zahl der Schockanrufe, bei denen vor allem ältere Menschen um ihr Geld betrogen werden sollen, extrem gestiegen. 2021 hatte es noch 222 Fälle gegeben, im vergangenen Jahr waren es bereits 1227. Oft sind es internationale Call-Center, die sich als falsche Polizeibeamte ausgeben. Jüngst nutzten die Täter als Masche, per WhatsApp die finanzielle Notlage eines Enkels vorzutäuschen. „Die Kriminellen reagieren sehr flexibel“, sagte Achim Füssel, Vizepräsident des Landeskriminalamtes.

Durch die professionelle Vorgehensweise würden Menschen so sehr unter Druck gesetzt, dass normale Reaktionsweisen versagten. Die Beute habe sich mit 10 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr etwa verdoppelt, so Füssel.

Warum verbreitet sich Kinderpornografie so stark?

Kontinuierlich steigt auch die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. 2022 gab es insgesamt knapp 5600 Fälle, 403 mehr als im Vorjahr. Der hohe Wert hänge mit der zunehmenden Verbreitung von Kinderpornografie seit 2018 zusammen, erklärte Ebling. Es handele sich um eine der „widerwärtigsten Straftaten überhaupt“. Ein großer Teil entfalle jedoch auf „das unbedachte Weiterleiten von Bildern und Videos in Chatgruppen auf dem Schulhof durch ebenfalls Minderjährige“, so der SPD-Politiker.

Wie viele Einbrüche gibt es noch?

Rückläufig ist die Zahl der Wohnungseinbrüche. Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei mehr als 2500 Fälle - das ist der zweitniedrigste Wert seit 1971. Bei knapp der Hälfte blieb es bei einem versuchten Einbruch.

Wie viele Fälle konnte die Polizei aufklären?

Trotz des Anstiegs auf das Vor-Corona-Niveau lebten die Rheinland-Pfälzer in einem der sichersten Bundesländer, sagte der Minister. Die Aufklärungsquote von Straftaten liegt in Rheinland-Pfalz bei 64,5 Prozent, im Bundesschnitt beträgt die Quote 58,7 Prozent.

Wie viele Morde gab es 2022 in Rheinland-Pfalz?

2022 registrierte die Polizei 99 Fälle von sogenannten Straftaten gegen das Leben - 0,04 Prozent aller Fälle. Unter den Fällen waren 16 Morde, 51 Taten blieben im Versuchsstadium. 97 Prozent der Delikte gegen das Leben konnten laut Innenministerium aufgeklärt werden.

Gibt es mehr Gewalt gegen Rettungskräfte?

Der Angriff auf Polizeibeamte in Trier-West in diesem Jahr war kein Einzelfall. Straftaten gegen die Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdienste sind schon 2022 erneut leicht gestiegen. Im Detail gab es 1788 Gewaltdelikte gegen Polizisten (2021: 1553), 156 gegen Rettungskräfte (2021: 114) und 13 gegen Feuerwehrleute (2021: 4).

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