Neue Simulation: So würde eine Atombombenexplosion in Büchel die Region verwüsten

Trier/Büchel/Bitburg · Die Diskussion um mögliche US-Atomwaffen im Fliegerhorst Büchel (Land Cochem-Zell) wird gerade neu befeuert. Eine Website simuliert die Auswirkungen einer nuklearen Explosion. Sie wären für die Eifel katastrophal. Zahlreiche Wittlicher und Dauner müssten mit schwersten Verbrennungen behandelt werden.

Etwas makaber ist es schon, was der Amerikaner Alex Wellerstein programmiert hat: Ein simples Tool namens " Nukemap ", mit dem sich die Folgen von atomaren Angriffen zeigen lassen. Die Software nutzt dabei überwiegend vorhandene Technologie vom Online-Kartendienst Google Maps, die der Historiker mit einer Liste der Effekte von nuklearen Explosionen unterfüttert hat.

Die Grundidee ist denkbar simpel: Der Nutzer markiert auf einer Karte den Explosionsort und wählt aus einem Menü die gewünschte nukleare Bombe aus. Die Karte zeigt ihm dann den Radius des Feuerballs, den Radius, in dem Häuser von der Wucht der Explosion zerstört werden, sowie Todesstatistiken und die Größe des sogenannten "Fallouts" (das Gebiet, das von der radioaktiven Wolke verstrahlt wird) in Abhängigkeit von der Windrichtung.

Offensichtlich gab es schon einige kritische Stimmen zu seinem Tool, denn auf seiner Website rechtfertigt sich Wellerstein ausdrücklich gegen Vorwürfe, Terroristen oder Schurkenstaaten könnten sein Programm für ihre Zwecke missbrauchen. Wenn eine solche Organisation im Besitz einer Atomwaffe wäre, würde eine Anwendung wie die von ihm programmierte ihnen keine neuen Erkenntnisse liefern. Dass dicht bevölkert Areale bevorzugte Ziele seien, um möglichst viel Schaden anzurichten, sei Allgemeinwissen.

Der Trierische Volksfreund hat verschiedene realistische und weniger realistische Szenarien durchgespielt und ihre Auswirkungen auf die Region beobachtet:

Im Fliegerhorst Büchel (Landkreis Cochem-Zell) lagern Atombomben der amerikanischen Streitkräfte. Dabei soll es sich um zehn bis 20 Bomben vom Typ B61 handeln, jede mit einer maximalen Sprengkraft von 340 Kilotonnen TNT. Eine theoretische Explosion (wie sie das erste Bild der Fotostrecke zeigt) von 20 Bomben dieses Typs in Büchel würde 20 000 Tote und über 40 000 Verletzte fordern. In Wittlich würden die Menschen durch die Hitzewelle ernsthaft verletzt, Verbrennungen dritten Grades sind hier noch sehr wahrscheinlich. Bitburg und Trier liegen hingegen in den äußeren Zonen. Dort würde die Wucht der Explosion nur in Ausnahmefällen zu leichten Verletzungen führen.

Die größte Atomwaffe, die je in der UdSSR entwickelt wurde, hieß "Tsar" und besaß eine Sprengkraft von unglaublichen 100 Megatonnen. Würde sie in Bitburg explodieren, bliebe von der Eifel nicht mehr viel übrig (siehe 2. Bild): Gerolstein, Prüm und Wittlich lägen in Schutt und Asche. Selbst in Trier würden viele Gebäude einstürzen. Der Explosionskrater hätte einen Durchmesser von 1,8 Kilometern und wäre fast einen halben Kilometer tief. Über 100 000 Tote und 300 000 Verletzte wären die unmittelbare Folge.

Eine Wasserstoffbombe vom Typ Ivy Mike (Sprengkraft 10,4 MT), wie die Amerikaner sie in den 50er Jahren im Pazifik testeten, würde selbst bei einer Sprenghöhe von 60 Metern einen Krater von fast einem Kilometer Durchmesser und über 200 Metern Tiefe in die Trierer Innenstadt reißen (3. Bild) . Zwischen Konz und Schweich bliebe kein Stein mehr auf dem anderen, die Landschaft wäre komplett verwüstet. Die Hitzewelle würde noch in Bitburg und Wittlich zu schweren Verbrennungen dritten Grades führen. Selbst in Gerolstein, Prüm, Cochem, Saarbrücken und in Luxemburg wären Auswirkungen der Explosion zu spüren. Erst außerhalb eines Radius von fast 65 Kilometern sind keine direkten Auswirkungen mehr zu erwarten. Fast 120 000 Leben würden von der Bombe vernichtet, weitere 74 000 Menschen verletzt. Diese Zahlen berücksichtigen noch nicht die Menschen, die in der Fallout-Zone verstrahlt werden. Diese Zone erstreckt sich bei Südwest-Wind bis zur Ostsee, die äußeren Ränder schließen Frankfurt am Main und Köln mit ein.

Die Frage, die wohl viele Menschen in der Region beschäftigt, nämlich was bei einem Störfall im französischen Kraftwerk Cattenom passiert, lässt sich mit dieser Software nicht simulieren. Schäden durch eine Explosion sind nicht zu erwarten, da Atomkraftwerke nicht mit einem großen Knall explodieren. Allerdings ist das verwendete Material deutlich strahlungsintensiver, sodass der Fallout, der bei Südwest-Wind rasch das Moseltal und die Eifel erreichen würde, hier die primäre Gefahrenquelle ist.

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