Neue Verdächtige im saarländischen Ärzte-Skandal

Saarbrücken. Zum dritten Mal seit Dezember 2003 hat die saarländische Polizei gestern eine Großrazzia gegen Arztpraxen und Apotheken durchgeführt.

200 Polizisten haben am Mittwoch im Rahmen der Aktion "Medicus III" insgesamt 44 Adressen im Saarland, in Zweibrücken, in Berlin und in Lothringen durchsucht. Im Mittelpunkt der Aktion standen neun Arztpraxen und sechs Apotheken in Saarbrücken, Mandelbachtal, Neunkirchen und St. Ingbert. Zeitgleich wurden Privatwohnungen der Mediziner und Apotheker durchsucht. Die Fahnder der "Ermittlungsgruppe (EG) Rezept" beschlagnahmten bergeweise Akten. Wie ihre Berufskollegen bei den vorangegangenen Großrazzien in den Jahren 2003 und 2005 stehen jetzt zwei Urologen, ein Internist und sieben Allgemeinmediziner sowie sechs Apotheker im Verdacht des gewerbsmäßigen Betruges. Über Versicherungskarten, die von so genannten Kartenbringern besorgt wurden, sollen "Luftrezepte" über teilweise extrem teure Medikamente ausgestellt worden sein. Die Apotheken sollen mit den Kassen die Hochpreismedizin abgerechnet haben, während die Überbringer der Verordnungen tatsächlich Kosmetikartikel, andere Waren oder Geld erhielten. Die Ärzte haben angeblich Untersuchungen dieser Pseudopatienten abgerechnet. Nach Angaben von Raimund Weyand, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Saarbrücken, ermitteln die 24 Mitarbeiter der "EG Rezept", die von zehn externen Sachverständigen unterstützt werden, inzwischen gegen mehr als 120 Ärzte und Apotheker sowie gegen rund 2000 Krankenversicherte.

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