Nicht alles vorbei

"Am Aschermittwoch ist alles vorbei!" Von wegen. Für viele geht es dann erst richtig rund. Für zünftige politische Reden wird der dicke Hammer ausgepackt, um krachlederne Stimmung zu verbreiten. Geübte Polterer im Weißwurst-Land bleiben dabei jedoch immer unerreicht.

Dass lange nicht alles schlecht im Lande sei, erklärte Ministerpräsident Beck seinen Genossen im Mainzer Schloss. Natürlich nicht ohne der CDU und ihren Steuerplänen eins mitzugeben: "Wer sagt, das könne man alles auf einem Bierdeckel ausrechnen, der hat entweder 20 Bier intus, oder er macht den Leuten etwas vor." Für Beck war selbst nach Aschermittwoch noch nicht Schluss. Am Donnerstag musste er dann noch einmal im Hofbräuhaus ran. Dort holen traditionell die Münchner Genossen zum deftigen Nachschlag aus. Fasten-Vorsätze mussten deshalb um einen Tag verschoben werden, zumal noch ein Treffen mit der Vereinigung Pfälzer in Bayern in der Pfälzer Weinstube der Residenz auf dem Programm stand. Die tollen Tage, das wusste FDP-Chef Rainer Brüderle beim Liberalen-Aschermittwoch in Mainz, sind in Berlin ganzjährig angesagt - dank rot-grüner "Chaostruppe". Dabei verkommt jedoch Deutschland laut Brüderle zur Lachnummer. Nicht einer gewissen Pikanterie entbehrte das Aschermittwoch-Treffen der Mainzer CDU. Dort stellte sich der Koblenzer Bundestagsabgeordnete Michael Fuchs mit Attacken gegen das "Reformhaus Schröder" und seine an den Sesseln klebende "Pattex-Regierung" vor. Fuchs wird in der Union intern bei Kritikern von CDU-Landeschef Christoph Böhr als möglicher Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2006 angesehen. Von einer "Vorstellungs-Tour" wollte allerdings niemand etwas wissen. Für das große Austeilen am Aschermittwoch verspürten die Grünen in diesem Jahr keine Lust. Man habe "die Kräfte gebündelt für die Landtagsfastnacht", hieß es schmunzelnd. Für den ansonsten wortgewaltigen SPD-Fraktionschef Joachim Mertes stand bereits vor seinem Auftritt in der Voreifel ohnehin fest, dass bei den Leuten im Saal das "Draufhauen" nicht mehr so gut ankommt. In schweren Zeiten, so scheint es, bringen Schimpfkanonaden auch keinen Balsam mehr für die lädierte Volksseele. Stattdessen wird von den Politikern wohl eher "Asche auf's Haupt" erwartet.

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