Nicht nur am Schulbus wirft die Polizei einen kritischen Blick

Trier/Schweich · 681 Kinder sind im ersten Halbjahr 2012 in Rheinland-Pfalz bei Verkehrsunfällen verletzt worden. Um Erwachsene für die Problematik zu sensibilisieren, haben Polizisten gestern in Rheinland-Pfalz Autos und Schulbusse überprüft.

 Fast nichts zu beanstanden: Josef Keller von der Polizeiinspektion Schweich kontrolliert einen Bus vor dem Stefan-Andres-Schulzentrum. TV-Foto: Friedemann Vetter

Fast nichts zu beanstanden: Josef Keller von der Polizeiinspektion Schweich kontrolliert einen Bus vor dem Stefan-Andres-Schulzentrum. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier/Schweich. Hinter dem Baustellenzaun hämmern die Boxen. Die Arbeiter, die am Neubau des Stefan-Andres-Schulzentrums in Schweich letzte Hand anlegen, haben Musik aufgedreht. Ihre Hemden haben sie bei der Sommerhitze längst abgelegt.
Deutlich wärmer eingepackt sind Polizeihauptkommissar Stefan Becker und seine Kollegen. Ein paar Meter von der Baustelle entfernt kontrollieren die Beamten kurz nach Schulschluss die Busse. Mit Schutzweste und Dienstmütze kommen sie dabei gehörig ins Schwitzen.
Der Einsatz ist Teil eines landesweiten Verkehrskontrolltags. Zwischen sieben und 14 Uhr hat die rheinland-pfälzische Polizei gestern Fahrzeuge vor Kindergärten und Schulen kontrolliert. Anlass ist die Anzahl der verunglückten Kinder bei Verkehrsunfällen.
Zahlen rückläufig


Im ersten Halbjahr 2012 lag diese in Rheinland-Pfalz laut rheinland-pfälzischem Ministerium des Innern bei 681. 2011 waren es 802. In 314 der Fälle (2011: 366) seien die Kinder nicht aktiv am Straßenverkehr beteiligt, sondern Mitfahrer gewesen. Insgesamt kamen bis Ende Juni vier Kinder ums Leben (2011: vier), 123 wurden schwer (2011: 147) und 554 leicht verletzt (2011: 651). Obwohl alle Zahlen rückläufig sind, kritisierte Innenminister Roger Lewentz die Sorglosigkeit mancher Erwachsener. "Der Anteil der Kinder am Unfallgeschehen ist leider immer noch hoch", sagte Lewentz (siehe Extra). Häufig seien die Kinder gar nicht oder nicht richtig angeschnallt.
"Außerdem sind viele Kindersitze zu alt", sagt Hauptkommissar Becker. Das Prüfsiegel der Sitze müsse mit 03 oder 04 beginnen. "Ein Siegel, das mit 02 beginnt, ist bereits nicht mehr aktuell."
Bevor der 51-Jährige mit seinen Kollegen die Busse vor dem Stefan-Andres-Schulzentrum überprüft, hat er bereits Kontrollen in der Bernhard-Becker-Straße in Schweich und vor dem Kindergarten St. Martin in Zemmer-Schleidweiler hinter sich. Insgesamt verlief der Tag ruhig. In der Bernhard-Becker-Straße sprachen die Schweicher Polizisten 15-mal eine Verwarnung gegen Fahrer aus, die nicht angeschnallt waren. Ein Fahrer erhielt eine Anzeige, weil er an einem Fußgängerüberweg nicht angehalten hatte. Bei einem Auto war der Tüv abgelaufen. "Das ist ein normales Verhältnis, wie wir es bei einer Routinekontrolle auch hätten", sagt Becker.
Vor dem Kindergarten kontrollierten die Beamten 43 Fahrzeuge. Dabei waren zwei Kinder und drei Fahrer nicht angeschnallt, drei Kinder waren in ihren Kindersitzen nicht richtig gesichert. "Kurioserweise hatten wir einen Fall, bei dem alle drei Kinder angeschnallt waren, aber die Mutter nicht", sagt der Hauptkommissar. Die kritisierten Eltern haben jedoch alle Verständnis geäußert.
Auch bei den Bussen war wenig zu beanstanden. Lediglich bei vier von 14 kontrollierten Bussen stellten die Polizisten Mängel fest. In einem Bus fehlte ein Nothammer, drei wiesen technische Mängel auf. "Jedoch nichts Gravierendes", sagte Becker.
Die Zahlen aus Schweich gleichen denen auf Landesebene. Insgesamt waren gestern 512 Polizeibeamte in Rheinland-Pfalz im Einsatz, davon 65 im Bereich des Polizeipräsidiums Trier. Die Beamten überprüften 3462 Fahrzeuge (Trier: 669), darunter 445 Schulbusse (Trier: 104). Dabei beanstandeten sie 592 Autos (Trier: 111) sowie 83 Busse (Trier: 17). In 202 Fällen waren Kinder nicht richtig gesichert (Trier: 32), 81-mal davon waren sie nicht angeschnallt (Trier: zwölf). Bei den Bussen wurden 39 Verstöße (Trier: acht) gegen Ausrüstungsvorschriften und 27 Verstöße (Trier: sieben) wegen technischer Mängel festgestellt. Vier Bussen wurde die Weiterfahrt untersagt (Trier: keiner).Extra

Im Bereich des Polizeipräsidiums Trier hat die Polizei in der ersten Jahreshälfte 2012 insgesamt 77 (2011: 109) bei Verkehrsunfällen verunglückte Kinder verzeichnet. 37 (2011: 58) Kinder waren Mitfahrer. Dabei kamen drei Kinder ums Leben (2011: keines). 18 (2011: 26) Kinder wurden schwer und 56 (2011: 83) Kinder bei Unfällen leicht verletzt. fas

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