Nicht nur zu Ostern bunt - Eifel-Hof in Mendig färbt massenhaft Eier

Mendig · Ostern ohne ein buntes Ei? Undenkbar für viele Deutsche. Wenn es eng wird, läuft kurz vorm Fest die Färbemaschine auf dem Geflügelhof Andres rund um die Uhr. Schlechte Preise verderben hier das Osterfest.

Bunte Eier verkauft Guido Andres inzwischen das ganze Jahr über. „Vespereier“ oder „Partyeier“ heißen sie dann. Richtig ausgelastet ist die Färbemaschine auf seinem Geflügelhof in Mendig (Kreis Mayen-Koblenz) aber nur in den Wochen vor Ostern. „Wir können täglich bis zu 250 000 Eier färben“ sagt er. In den drei Wochen vor Ostern verpasst er zwischen 3,5 und vier Millionen Eiern ein buntes Äußeres - bei entsprechender Nachfrage im 24-Stunden-Betrieb.

Insgesamt wurden in Deutschland 2013 laut einer Sprecherin der Marktinfo Eier und Geflügel 436 Millionen gefärbte Eier gekauft. Auf dem Geflügelhof in Mendig peppt die Maschine braune und weiße Eier mit sechs Farben von gelb bis lila auf - mit reinen Naturstoffen, wie der Landwirt betont. Das Ur-Osterei war indes nach Angaben des Brauchtumsforschers Manfred Becker-Huberti rot und wurde im Mittelalter an die Ostergottesdienstbesucher verschenkt. „Aber das Ei ist bereits in vorchristlicher Zeit ein Symbol für das Lebens gewesen“, sagt der Experte.

Die Ostereiersuche hätten die Protestanten eingeführt. Und wer als Kind Spaß daran gehabt habe, der verstecke auch für seine Kinder Eier. „So setzt sich dieser Brauch über Generationen fort, auch wenn für viele das Ei kein Zeichen mehr für die Auferstehung ist.“

Für Andres und seinen Hof bedeutet diese Tradition Geschäft. Bevor hier die Eier über die Färbetransportbänder kullern, verschwinden sie in einem Metallbehälter: dem riesigen Eierkocher. Dort werden sie durch Wasserdampf gefahren und dann in 96 Grad heißes Wasser getaucht. Der Vorteil an dem Verfahren kombiniert mit Eiern von sehr jungen Hühnern sei: Die Schale platze selten auf.

Für das heimische Osterfrühstück empfiehlt Experte Andres, der den Geflügelhof 2003 von seinen Eltern übernahm, deshalb: „Die Eier mit dem kalten Wasser langsam zum Kochen bringen.“ Und damit sie sich hinterher gut pellen lassen: keine ganz frischen Eier verwenden.

Auf dem Hof trocknen die Eier nach dem Färben 15 Minuten lang in einem speziellen Aufzugsturm. Anschließend werden sie von einigen der 22 Hofmitarbeiter in Kartons verpackt. Über Zwischenhändler und den Einzelhandel gelangen die Mendiger Ostereier dann zum Konsumenten.

Ein Teil der gefärbten Eier aus Mendig stammt von Andres' eigenen Tieren, für Ostern muss er zukaufen. 150 000 Legehennen hält der Landwirt in Bodenhaltung. Auf Kritik an dieser Haltungsform entgegnet er: „Es sind Verbesserungen beim Tierwohl möglich, wenn der Verbraucher bereit ist, das zu bezahlen.“

Laut Statistischem Bundesamt ist Andres in Rheinland-Pfalz einer von 36 Eierproduzenten mit mehr als 3000 Hennen. Sie hielten 2013 insgesamt 433 506 Legehennen, deutschlandweit waren es 38,4 Millionen. Pro Jahr isst der Durchschnittsdeutsche 217 Eier. „Im Ostermonat verbraucht er im Schnitt zwei Eier mehr als in den anderen Monaten“, sagt eine Sprecherin des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft. Und noch etwas ändert sich rund um das Osterfest - und das bereitet Andres ein Problem. „Übers Jahr fragen die Leute stark nach braunen Eiern, aber vor Ostern wollen alle weiße haben.“

Die Eierfarbe hängt von der Rasse ab und bleibt ein Hühnerleben lang gleich. Das ist nach Angaben des Landwirts zwischen 13 Monaten und knapp zwei Jahren lang, dann enden die Tiere etwa als Suppenhuhn oder Tierfutter. „Suppenhühner will in Deutschland kaum noch jemand kochen“, erzählt er. Ein Teil werde nach Afrika exportiert. Diese Billigexporte kritisieren Hilfsorganisationen wie „Brot für die Welt“, weil sie dort Kleinbauern die Existenzgrundlage raubten.

Sorgen um ihre Existenz machen sich indes auch die Geflügelbauern hierzulande, wie Andres klagt. „99 Cent kosten zehn Eier im Discounter, das macht der Branche richtig Druck.“ Weil das nicht kostendeckend sei, stünden viele Betriebe vor dem Aus. Aber für höhere Preise seien zu viele Eier auf dem Markt, was auch mit billigen Käfigeier-Importen aus dem Nicht-EU-Ausland für die Lebensmittelindustrie zu tun habe. Deren Herkunft müsse wenigstens auf den Speisen draufstehen, fordert Andres. Er selbst verkauft nicht an Discounter und setzt unter anderem auf das Label „Eifel“. „Regionalität schlägt im Vermarktungsbereich Bio“, sagt er.

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