Pandemie NINA-App: Verwirrung um angebliche Corona-Entwarnung

Das Gesundheitsministerium hat am Freitag unerwartet eine bundesweite Warnung vor dem Coronavirus aufgehoben - per Hinweis an Smartphone-Benutzer. Was steckte dahinter?

 Diese Nachricht verbreitete die NINA-Warn-App am Freitagmittag

Diese Nachricht verbreitete die NINA-Warn-App am Freitagmittag

Foto: TV/Volksfreund.de

Die Nachricht dürfte kurz vor Freitagmittag nicht wenige Nutzer der Warn-App "NINA" überrascht haben: Bei Smartphone-Besitzern, die sich die App installiert hatten, ploppte der Hinweis auf, dass eine bundesweite Warnung vor Corona aufgehoben sei - auch in Rheinland-Pfalz. NINA, die Abkürzung für die "Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes", verbreitet regional zugeschnittene Meldungen zu Großbränden (wie jüngst beim Feuer in einem Hermeskeiler Sägewerk), Giftunfällen oder Hochwasser - und auch zu Covid-19.

In der vom Bundesministerium für Gesundheit verbreiteten Meldung wurde mitgeteilt, dass eine am 7. April 2022 veröffentlichte Warnung zum Virus nicht mehr gelte. „Entwarnung: Coronavirus: Informationen des Bundesgesundheitsministeriums für Gesundheit“ war die Meldung betitelt. Ist die Corona-Gefahr damit nicht mehr gegeben, per Behördenerlass abgeschafft?

Was BBK und Ministerium zur Entwarnung mitteilen

 Screenshot der „Entwarnungs“-Meldung

Screenshot der „Entwarnungs“-Meldung

Foto: TV/Volksfreund.de

Tatsächlich ist das nicht der Fall. In einer begleitenden Mitteilung betonte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zunächst, dass die Pandemie in Deutschland weiterhin fortbestehe. Die Behörde ist Betreiber der Warn-App. Demnach werden die sogenannten AHA-Regeln - Abstand, Hygiene, Alltagsmaske - weiterhin zur Anwendung empfohlen, ebenso dass die Menschen in Deutschland Impfangebote wahrnehmen sollten. Auch das Ministerium teilte in der App-Meldung mit: "Das Coronavirus ist weiterhin eine ernste Gefahr für Ihre Gesundheit."

BBK: Technische Gründe für Entwarnungshinweis

Die Aufhebung der bundesweiten Warnung sei laut BBK vielmehr erfolgt, um die Übersichtlichkeit in der Warn-App wieder zu verbessern. Grund seien demnach "viele Rückmeldungen" von Nutzern der App und seitens Behörden gewesen, die die App für eigene Hinweise einsetzten. Regionale Corona-Warnmeldungen, ausgegeben durch einzelne Bundesländer und Gemeinden, bleiben demnach weiterhin Teil des App-Angebots. So finden sich in der App Angaben zur Inzidenz in Trier oder Links zur Impfung im Land.

Das Gesundheitsministerium erklärte am Freitagnachmittag, man habe diese Meldung nicht versendet, sondern einen aktualisierten Text an das BBK geschickt, der die oben genannten Empfehlungen zu Corona beinhaltete, wie die dpa mitteilt. Ein Ministeriumssprecher verwies zudem auf das Robert Koch-Institut, das eine Gefährdung durch Covid-19 für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland insgesamt weiter als hoch einschätze. Dass die Nina-Warnapp trotzdem Entwarnung anzeige, habe technische Gründe.

Das BBK teilte schließlich in einer späteren Mitteilung mit: „Für Corona gibt es keine Entwarnung!“. Wie das Amt erläuterte, gibt es in der App nur die drei Zustände „Warnung“, „Aktualisierung“ und „Entwarnung“. Eine bestehende Warnung einfach „still“ herauszunehmen, ist demnach bisher nicht möglich. Die bundesweite Corona-Warnmeldung wurde deshalb unter dem technischen Titel „Entwarnung“ entfernt. Das System soll den Angaben zufolge jetzt weiterentwickelt werden, so dass künftig Meldungen auch „still“ wieder herausgenommen werden können.

Die bisherige bundesweite Warnmeldung vom April 2022 hatte noch auf die Maskenpflicht in Flugzeugen und Bahnverkehr sowie auf länderspezifische Einschränkungen hingewiesen. Im Herbst 2021 warnte NINA vor stark ansteigenden Infektionszahlen. Laut Angaben der BBK haben bislang zehn Millionen Handynutzer die kostenlose App installiert. Sie steht für Android- und iOS-Geräte in den jeweiligen App Stores zum Download bereit. Warnmeldungen werden auch von der ähnlich funktionierenden App „Katwarn“ verbreitet.

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