Noch immer nicht auf Linie

TRIER. Vier Konfessionen an einem Altar und Hermann Münzel mittendrin: Das brachte dem Trierer Pfarrer vor drei Jahren die Suspendierung durch Bischof Spital ein. Auch mit dessen Nachfolger Reinhard Marx hat sich der streitbare Pfarrer schon wieder in der Wolle. Grund diesmal: der ökumenische Kirchentag in Berlin.

 Mit den Bischöfen nicht ganz einig: Der Trierer Ruhestands-Pfarrer Hermann Münzel.Foto: Michael Schmitz

Mit den Bischöfen nicht ganz einig: Der Trierer Ruhestands-Pfarrer Hermann Münzel.Foto: Michael Schmitz

Dass die Amtskirche nicht tatenlos zuschauen konnte, war klar: Während des Katholikentags in Hamburg Anfang Juni 2000 stand der Trierer Priester Hermann Münzel in der Gnadenkirche St. Pauli bei einem so genannten "interzelebralen Gottesdienst" mit am Altar, neben einem altkatholischen Pastor, einer evangelischen Pfarrerin sowie einer hussitischen Bischöfin - streng verboten für einen katholischen Geistlichen. Dass Bischof Hermann Josef Spital ihn deshalb aber gleich suspendieren würde, damit hätte Hermann Münzel nicht gerechnet. Drei Monate lang durfte er keine Messen lesen, musste Hochzeiten und Taufen verschieben, bis er sich von der Teilnahme in Hamburg distanzierte und von Spital wieder "begnadigt" wurde. "Reue nur vor dem lieben Gott"

Die Medien berichteten bundesweit über den Fall, über 600 Briefe gingen bei Münzel ein. Aufmunterungen und Dank, nur eine Handvoll mit Kritik. Da wundert es nicht, dass er sich von dem Gottesdienst zwar distanzierte, ihn aber bis heute keineswegs bereut. "Was meine Reue angeht - das mache ich mit dem lieben Gott aus und nicht mit dem Bischof", sagt Münzel. Ein Zeichen habe er setzen wollen, für die Einheit der Kirche. Und die liegt ihm nach wie vor am Herzen. Daher ist es auch kein Wunder, dass er beim Ökumenischen Kirchentag in Berlin kommende Woche an den beiden Gottesdiensten teilnehmen wird, die von den Basisbewegungen "Wir sind Kirche" und "Kirche von unten" organisiert werden. Sie werden außerhalb des offiziellen Kirchentag-Programms in der Gethsemane-Kirche am Prenzlauer Berg gefeiert. Und bei beiden soll es ein "Abendmahl für alle" geben, was für die evangelischen Christen kein Problem ist. Ein katholischer Priester aber müsste theoretisch vor der Kommunion alle Andersgläubigen aussortieren, und Katholiken dürften von einem evangelischen Geistlichen kein Abendmahl empfangen, denn diese Form der "eucharistischen Gastfreundschaft" ist nach wie vor nicht erlaubt. Der Papst hat darauf jüngst in einer Enzyklika noch einmal hingewiesen und entsprechend hat die Kirche die geplanten Gottesdienste auch schon scharf verurteilt. "Die Enzyklika war völlig vergeblich", glaubt Münzel. "Wie ein Brief mit einer falschen Adresse." Denn zu verhindern sei das gemeinsame Abendmahl ohnehin nicht, und es werde ja auch andernorts gelegentlich praktiziert, ohne dass sich jemand darüber aufrege: "Bei den Gottesdiensten zur Kommunion nehmen regelmäßig evangelische Eltern und Verwandte an der Eucharistie teil." Die Katholische Kirche habe Angst, dass die Grenzen zwischen den Konfessionen verschwimmen würden, glaubt Münzel. Dabei bestehe dazu gar kein Anlass. Auch "Wir sind Kirche" wolle keineswegs die Konfessionen auflösen. "Kathelisch - das geht ja gar nicht." Doch die eucharistische Gastfreundschaft als Ausnahme von der Regel - das müsse drin sein. Schließlich habe ja auch Jesus nicht einmal Judas vom Abendmahl ausgeschlossen. Den katholischen Priester, der den "Wir sind Kirche"-Gottesdienst zelebriert, dürfte analog zum Fall Münzel ein kräftiges Donnerwetter erwarten. Bislang ist sein Name geheim. Er, Münzel, werde es aber nicht sein, betont der Ruhestandspfarrer. Für dieses Jahr hat er sich ohnehin schon wieder genug Ärger eingehandelt. In der von ihm mitherausgegebenen Zeitung "imprimatur" hatte er sich kritisch mit der kirchen-offiziellen Haltung zum Abendmahl auseinander gesetzt. Prompt folgte eine Art Tadel von Bischof Reinhard Marx. Er dulde es nicht, dass einer seiner Priester in einer so wichtigen Frage eine andere Meinung als er selbst vertrete, schrieb der Bischof. Und außerdem sei er empört darüber, wenn die Eucharistie zum "Event" verkomme. Ein Vorwurf allerdings, der Münzel nur milde lächeln lässt: "Wenn die Eucharistie irgendwo zum Event verkommt, dann ja wohl bei einem Pontifikalamt."

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