Noch Platz für weitere Windräder

Trier · Windkraft wird zu einer neuen Einnahmequelle der Kommunen: Über Gewerbesteuer und Pacht verdienen sie an jedem Windrad, das sich bei ihnen dreht. Daher drängen die Gemeinden auf weitere Gebiete für solche Anlagen.

Trier. In der Region ist noch Platz für weitere Windräder. Rund 400 Anlagen gibt es bereits. Acht der im Raumordnungsplan ausgewiesenen 90 Vorranggebiete für Windkraft sind noch ungenutzt, in 47 weiteren Gebieten werde das "vorhandene Standortpotenzial bisher nur zum Teil genutzt", heißt es im Energieplan Region Trier. Es könnten demnach noch 139 zusätzliche Windräder gebaut werden. Würde dieses Potenzial an zusätzlichen Anlagen ausgeschöpft, könnten bereits 78 Prozent des Strombedarfs in der Region allein durch Windenergie gedeckt werden.
Trotzdem sollen noch weitere Windkraftstandorte hinzukommen. Die Regionale Planungsgemeinschaft, zuständig für die Raumordnung, wollte zunächst die Zahl der Windradflächen verdoppeln, von 90 auf 180. Die Gesamtfläche der Vorranggebiete soll deutlich von derzeit 24 auf 150 Quadratkilometer erhöht werden. Doch die Kommunen drängten auf noch weitere Flächen. Daher hat die Planungsgemeinschaft gestern Abend beschlossen, den Gemeinden größere Planungsspielräume bei der Ausweisung von Windenergieflächen zu gewähren.
War bislang ausschließlich von der Planungsgemeinschaft festgelegt, wo in der Region sich ein Windrad drehen darf und wo nicht, sollen künftig zusätzlich auch die Kommunen entscheiden dürfen, ob und wo sie solche Anlagen zulassen. In ihren jeweiligen Flächennutzungsplänen sollen die Standorte für Windräder festgelegt werden. "Wir haben ein großes Potenzial für Windenergie in der Region. Das sollte auch ausgenutzt werden", sagt Achim Hill, Geschäftsführer der Energieagentur Region Trier. Die vier Landkreise, die Stadt Trier und die Handwerkskammer haben gemeinsam mit den Energieversorgern RWE und Stadtwerke Trier diese Agentur gegründet.
Die Planungsgemeinschaft beschränkt sich nun auf die Sicherung der vorhandenen Gebiete, in denen Windenergienutzung erlaubt und auch sinnvoll ist, etwa wegen des Windaufkommens. Und sie bestimmt die Flächen, auf denen kein Windrad gebaut werden darf, etwa in Naturschutzgebieten oder in der Nähe zu Wohngebieten. Durften bisher in 400 Metern Entfernung zu Wohnhäusern Windkraftanlagen gebaut werden, so muss künftig ein größerer Abstand, nämlich 1000 Meter, eingehalten werden. Grund: Die neuen Anlagen sind nicht selten bis zu 200 Meter hoch.
Viele Gemeinden in der Region stehen bereits in den Startlöchern, um neue Windkraftanlagen zu genehmigen. Allein im Vulkaneifelkreis haben über 50 Kommunen Interesse an der Aufstellung neuer Anlagen bekundet. Windräder sind mittlerweile zu einer bedeutenden Einnahmequelle der Kommunen geworden. 70 Prozent der durch Windenergie erwirtschafteten Gewerbesteuereinnahmen fließen auch dann den Windparkgemeinden zu, wenn die Betreibergesellschaft ihren Unternehmenssitz außerhalb der Kommune hat. 30 Prozent der Gewerbesteuer gehen an die Gemeinde, in der das Unternehmen seinen Sitz hat.
Zusätzlich können Gemeinden oder Privatpersonen mit Windkraft Geld verdienen - durch die Verpachtung von Grundstücken für die Anlagen. Zwischen 20 000 und 40 000 Euro pro Windrad und Jahr sind laut Energieexperte Hill durchaus realistisch.
In vielen Kommunen geben sich angesichts der sich ändernden Rahmenbedingungen die Betreiber solcher Windparks die Klinke in die Hand. Auch die aus dem rheinhessischen Wörrstadt stammende Firma Juwi ist auf der Suche nach weiteren Windradstandorten in der Region Trier.
Das Unternehmen betreibt bereits die Energielandschaft in Morbach und einen Wind- und Solarenergiepark in Mehring (Trier-Saarburg). Man sehe "weiteres Potenzial zur Nutzung der sauberen Energiequelle Wind" in der Region, sagt Unternehmenssprecherin Ricarda Schuller. Bürger und Kommunen könnten sich an den Projekten beteiligen - etwa durch Anlagemöglichkeiten oder Strombezugsmöglichkeiten. "Wir wollen, dass die Kommunen von dieser Entwicklung auch wirtschaftlich profitieren und setzen deshalb auf Betreiberge-meinschaften und interkommunale Windparks", sagte kürzlich die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken. Das Land will zusätzlich zu den bisherigen Windenergieflächen erreichen, dass künftig mindestens zwei Prozent der Waldfläche des Landes für die Nutzung von Windenergie ausgewiesen werden. In der Region ist das bisher schon möglich. Die Region sei auf einem guten Weg, zu einer Musterregion in Sachen alternativer Energiegewinnung zu werden, sagt Günther Schartz. Der Trier-Saarburger Landrat ist Vorsitzender der Planungsgemeinschaft, die für die Raumordnung und Regionalentwicklung zuständig ist. Dazu zählt auch die Weiterentwicklung der Energiegewinnung. Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Stromerzeugung. Derzeit stammen 50,8 Prozent des verbrauchten Stroms in der Region aus sogenannten erneuerbaren Energiequellen. Mit rund 25 Prozent macht davon die Windenergie den größten Teil aus. Zum Vergleich: In Rheinland-Pfalz beträgt dieser Anteil insgesamt derzeit 8,5 Prozent. Rund 20 Prozent des alternativen Stroms in der Region stammt aus Wasserkraft. Biomasse macht rund fünf Prozent aus, Deponie- und Klärgas 0,4 Prozent und Sonnenenergie ein Prozent. Der Rest stammt aus sonstigen alternativen Energiequellen. Da es bei Wasserkraft und Photovoltaik kaum noch Potenzial gibt, setzt man beim Ausbau alternativer Energie in der Region auf Windkraft. wie

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