"Nur eine Ausnahme"

BITBURG. Zu schnell, nicht angeschnallt: Der Landeskontrolltag hat wieder mal gezeigt, dass sich nicht jeder Autofahrer an die Straßenverkehrsordnung hält. Das haben auch die Polizisten erfahren, die vor einer Bitburger Schule kontrollierten.

"Blitz!" Selbst aus 100 Metern Entfernung ist das rötliche Aufflackern deutlich zu sehen. "Pech" für den Autofahrer, der eben das Bitburger Schulzentrum St. Matthias passiert hat und sich nun - deutlich langsamer - dem Einsatzwagen von Polizeioberkommissar Matthias Nikolay und seinem Team von der Polizeiinspektion (PI) Bitburg nähert. Kollege Andreas Peter nimmt eine rot-weiße Kelle in die Hand, hält sie hoch, winkt den Autofahrer heran. Seit 6.30 Uhr stehen die Beamten an der Schule - eine von mehreren Stationen am Landeskontrolltag der Polizei.Zu schnell, weil keine Kinder unterwegs sind

Peter bittet um den Führerschein, ein junger Mann steigt aus, unterwegs im Blaumann. "Ist mir ja schon lang nicht mehr passiert", sagt er und grinst. 50 Stundenkilometer sind hier an der Schule erlaubt, 63 hat das Messgerät registriert. Die langgezogene Straße ist breit und ohne Hindernisse - da ist die Verführung, aufs Gaspedal zu drücken, groß. Hat der kein schlechtes Gewissen? "Wenn hier Kinder unterwegs sind, fahre ich natürlich langsamer", sagt der Temposünder. Aber dafür ist es offenbar um 7.20 Uhr noch zu früh. Der junge Mann zündet sich eine Zigarette an - die Überprüfung seiner Daten dauert etwas. 15 Euro Verwarnungsgeld muss er zahlen, dafür gäbe es gleich mehrere Päckchen fürs Qualmen. "Das nächste Mal langsamer", bittet Peter beim Ausstellen der Quittung. Kurz zuvor hatte das Messgerät sogar satte 78 Kilometer pro Stunde gemessen - vermeintlich freie Bahn glaubte eine Pendlerin zu haben, die in Eile war, um ihre Mitfahrgelegenheit Richtung Luxemburg rechtzeitig zu erreichen. "Das erste Mal", sagt sie zerknirscht, vielleicht auch wegen der 50 Euro Strafgebühr. Kurz vor Unterrichtsbeginn überprüfen Nikolay und Kollegin Jennifer Krämer auf dem Parkplatz der Grund- und Hauptschule die Gurtpflicht. Der Beamte hält ein Fahrzeug an, wirft einen Blick hinein. Zwei Kinder sitzen hinten. "Alle angeschnallt? Sehr gut", lobt der Kriminaloberkommissar. Andere Schüler winken den Helfern in Grün zu, ein Mädchen ruft aus, "guck mal, die kontrollieren". Nikolay lächelt. Seiner Kollegin ist danach eher nicht zumute. Sie überprüft einen Fahrer, der hinten, neben seinem Kind, einen übergroßen Fernseher transportiert - ungesichert. "So geht das nicht", sagt die Polizistin mahnend, der Fernseher könne ins Rutschen kommen, das Kind am Kopf verletzen. Der Fahrer nickt, spricht von einer "Ausnahme". Ein anderer Autofahrer hat sogar weder sich selbst noch ein kleines Mädchen auf der Rückbank angeschnallt. Eine Bekannte habe ihn gebeten, die Kleine mal eben zur Schule zu bringen, rechtfertigt er sich. Das kostet, sogar ein Punkt in der Flensburger Verkehrssünderkartei ist fällig. "Das Kind muss angeschnallt sein", betonen die Polizisten und erwähen die "Vorbildfunktion".

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