Nur Mittelmaß?

BERLIN. "Nur Mittelmaß, das unser Land völlig unter Wert verkauft": Der Trierer Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster (CDU) kritisiert die Präsentation der Rheinland-Pfalz-Tourismus GmbH (RPT; Koblenz) auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin. Die RPT weist die Kritik zurück, zeigt sich aber gesprächsbereit.

Alle Jahre wieder: Bernhard Kaster besucht den Rheinland-Pfalz-Stand auf der ITB (253 Quadratmeter groß, Gesamtkosten: 120 000 Euro) und blickt gleichzeitig neidvoll nach "gegenüber", wo sich das Saarland mit publikumsträchtigen Aktionen präsentiert.Stand nicht mehr auf der Höhe der Zeit?

Diesmal war es vorbei mit der vornehmen Zurückhaltung: "Ich finde es bedauernswert, dass sich Rheinland-Pfalz auf der größten Tourismus-Messe der Welt nur mit Mittelmaß präsentiert", sagte der CDU-Politiker im Gespräch mit dem TV. "Die Standgestaltung ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit, braucht dringend mehr Pep und muss sich langsam mal an modernen Anforderungen orientieren." Der Besucher im Stand-Innenraum habe "das Gefühl, in einer Bahnhofswartehalle zu stehen; um ihn herum sind nur weiße Wände, da die gesamte Farbgestaltung zu den Publikumsströmen nach außen gerichtet ist". Vor allem aber, moniert Kaster weiter, "ist Rheinland-Pfalz als solches keine touristische Marke. Touristische Marken sind vielmehr unterschiedliche, äußerst attraktive Regionen. Diese touristischen Aushängeschilder wie das Weltkulturerbe Mittelrheintal, die Deutsche Weinstraße oder auch Deutschlands älteste Stadt müssen auch als wahrnehmbare Attraktionen sichtbar werden." Und die Werbung für die Konstantin-Ausstellung 2007 - für Kaster "ein absolutes Jahrhundert-Highlight" - sollte nicht einfach von der normalen Standfläche Triers abgezweigt werden. Marketingchefin kann Kritik nicht nachvollziehen

Anja Wendling, RPT-Marketingchefin und für die Standgestaltung verantwortlich, kann die Kritik nicht nachvollziehen: "Ich mache das jetzt seit zwölf Jahren und finde unseren Auftritt völlig in Ordnung. Unsere Strategie ist das Themen-Marketing. Wir suchen Fachkontakte und wenden uns vor allem an Reiseveranstalter und Journalisten. Events werden bei uns erfahrungsgemäß nicht abgefragt." Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage (FDP) sieht ebenfalls keinen Grund zur Klage: "Die RPT hat einen ansprechenden Gemeinschaftsstand organisiert; Rheinland-Pfalz hat sich auf der ITB selbstbewusst und vielfältig präsentiert." Hans-Albert Becker, Chef der Tourist-Information Trier, teilt hingegen Kasters Kritik im Ansatz: "Man sollte die gewollte regionale Komponente deutlicher herausarbeiten und möglichst schnell beginnen. Dann könnten wir uns schon zur ITB 2007 in neuer Form präsentieren." Auch Becker findet die saarländische Strategie gut: "Bei denen ist immer etwas los, zu denen kommen die Kamerateams und bringen das Saarland ins Fernsehen." Anja Wendling zeigt sich gesprächsbereit: "Für konstruktive Anregungen bin ich dankbar. Wenn der Dialog gesucht wird, stehe ich jederzeit zur Verfügung." Sie wundere sich allerdings, "dass sich mir gegenüber noch niemand kritisch geäußert hat".

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