Obamas Beschützer und die käufliche Liebe

Washington · Die US-Behörde, die für den Personenschutz des Präsidenten verantwortlich ist, hat elf Agenten wegen eines mutmaßlichen Sexskandals am Rande des Amerika-Gipfels in Kolumbien zurückbeordert und beurlaubt. Der politische Wert des Treffens rückt in den Hintergrund.

Washington. Was die Mitglieder des Secret Service so anstellen, soll gewöhnlich geheim bleiben. Denn ihr wichtigster Auftrag ist der Schutz des US-Präsidenten und seiner Familie. Doch seit dem Wochenende rückt ein Prostituierten-Skandal den sonst so diskreten Dienst in ein Rampenlicht, und dies zum unpassendsten Augenblick für Barack Obama. Denn elf Agenten, darunter zwei Führungsoffiziere, hatten sich in der kolumbianischen Stadt Cartagena Damen der käuflichen Liebe ins Hotel bestellt. Die Sicherheitskräfte waren vor Ort, um den Schutz Obamas beim regionalen Lateinamerika-Gipfel mit 33 weiteren Nationen zu gewährleisten, der am Freitag begann. Die Massen-Orgie wäre möglicherweise unter der Decke geblieben, hätte sich nicht einer der sexhungrigen Beamten zugeknöpft gezeigt, was die Entlohnung seiner nächtlichen Gefährtin angeht. In Kolumbien ist - anders als in den USA - Prostitution legal, doch den Spielregeln zufolge müssen Besucher von Hotelgästen die Zimmer stets bis sieben Uhr morgens verlassen und sich bei der Rezeption abmelden, bei der ein Ausweis zu hinterlegen war. Nachdem dies in einem Fall versäumt wurde, rief das Hotel die Polizei. Diese stellte dann vor Ort fest, dass der Secret Service-Mitarbeiter keine Lust zum Zahlen verspürte. Daraufhin wurde die US-Botschaft informiert, und der Skandal kam ins Rollen.
Auch Obama informierte man von den Fehltritten seiner Bewacher. Alle elf Personenschützer wurden mittlerweile in die USA zurückgeflogen und durch neues Personal ersetzt. Und auch das Pentagon bleibt von der Affäre nicht unberührt: Fünf Militärs, die den Secret Service in Kolumbien während des Obama-Besuchs unterstützen sollten, waren offensichtlich ebenfalls an der Gunst der Liebesdamen interessiert. Offiziell heißt es in US-Regierungskreisen, es gebe eine Null-Toleranz-Vorschrift mit Blick auf persönliche Verfehlungen im Dienst. "Wir bedauern jegliche Ablenkung, die diese Situation für das Gipfeltreffen verursacht," so die offizielle Stellungnahme des Secret Service, der in der jüngeren Vergangenheit mehrfach Negativ-Schlagzeilen gemacht hatte. Im November letzten Jahres erschoss ein Agent, der den Besuch von Obama auf Hawaii vorbereiten sollte, während seiner dienstfreien Zeit einen Zivilisten und wurde danach des Mordes angeklagt. Im August 2011 wurde ein Secret Service-Mitarbeiter, der eine Bustour des Präsidenten vorbereiten sollte, verhaftet, nachdem er betrunken in eine Verkehrskontrolle geraten war.

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