Obdachloser tot unter einer Brücke gefunden

Ein 56-jähriger Obdachloser ist am Wochenende in Bingen tot unter eine Brücke gefunden worden. Er ist der zweite tote Obdachlose in Rheinland-Pfalz in diesem Winter - nach der 58-Jährigen, die vor knapp zwei Wochen in Igel bei Trier bei zweistelligen Minus-Temperaturen in einem Igluzelt erfroren war (wir berichteten).

Bingen. (bar) Ob der "Wohnsitzlose Cowboy", wie er in der Szene genannt wurde, ebenfalls erfroren ist oder ob eine andere Todesursache in Frage kommt, soll laut Kriminalpolizei Bad Kreuznach heute eine Obduktion klären. Für Ralf Blümlein (Obdachloseninitiative "Platte") ist es an der Zeit, über eine Zwangseinweisung zu diskutieren, wenn die Gesundheit der Betroffenen akut gefährdet ist. Bisher sei dazu ein richterlicher Beschluss nötig.

Dass dies ein sehr sensibler Bereich ist, ist Blümlein klar. Die Obdachlosen bestehen auf ihrer Freiheit, und viele hätten auch jetzt, bei der großen Kälte, lieber draußen geschlafen. Auch der "Cowboy", der seit 20 Jahren auf der Straße lebte, hatte Blümleins Angebot auf einen warmen Schlafplatz oft abgelehnt. "Er sagte immer, es gehe ihm gut." Und in der Tat hatte er sich an der Brücke, unter der er letztlich starb, auch fast häuslich eingerichtet - mit Styropor, Isomatte, drei Schlafsäcken, einer Decke: "Die kalten Nächte hat er auch eigentlich gut überstanden", sagte Blümlein. Das er nun starb, wo die Temperaturen nicht mehr ganz so tief fallen, verwunderte den "Streetworker" denn auch. Er vermutet, dass eine Krankheit mit im Spiel war, will aber die Obduktion abwarten.

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