Ohne Eltern läuft nichts

TRIER. Kaum gehen die Kinder in die Schule, werden Eltern gebeten, dem Förderverein der Schule beizutreten. Zwar sind die Jahresbeiträge meistens gering, stellen jedoch zusammen mit den Ausgaben für Bücher, Schulmaterialien und sonstiges eine weitere Belastung für Familien dar. Brauchen die Schulen unbedingt diese Unterstützung der Eltern? Was passiert mit dem Geld?

"Wir sehen die Grundversorgung der Schule auf Dauer nicht mehr gewährleistet", ist in einem Infoblatt des Fördervereins des Max-Planck-Gymnasiums (MPG) in Trier zu lesen. Die Schule mit rund 1000 Schülern bekommt von der Stadt Trier jährlich 8000 Euro; zur Anschaffung von Großgeräten kommen nochmals im Schnitt 5000 Euro hinzu. Das entspricht einem Betrag von 13 Euro pro Schüler und Jahr. "Die Haushaltsansätze sind seit Jahren nicht mehr gestiegen", sagt Schulleiter Ludwig Weyand. "Wir krebsen herum und wissen nicht, wie wir einen zeitgemäßen und effektiven Unterricht in allen Fachbereichen auf Dauer gewährleisten sollen. Der Mangel schlägt sich besonders im Lehr- und Lernmittel-Etat nieder. Dort springt der Förderverein jetzt schon ein." Der wird am MPG, wie an vielen anderen Schulen auch, von höchstens einem Viertel der Eltern unterstützt. Sie steuern noch einmal die gleiche Summe bei wie die Stadt. Die Entscheidung gegen oder für einen Beitritt zum Verein ist für viele nicht allein eine finanzielle, sondern auch eine prinzipielle Frage: "Dient mein Beitrag letztlich der Entlastung des Schulträgers oder investiere ich in die Zukunft meines Kindes?" Peter Schmitz, Vater und Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer des MPG, sagt: "Ich sehe das aus meiner Erfahrung im Berufsleben als Banker so: Unsere Kinder müssen sich heute mehr denn je behaupten, im Umgang mit neuen Medien und Kommunikationstechniken fit sein. Deshalb muss der Förderverein dem Mangel an Lehr- und Lernmitteln, wie er bei einem Schuletat, der seit über zehn Jahren konstant geblieben ist, auftritt, entgegenwirken. Die Stadt wird dabei nie außen vor gelassen, denn sie muss sich ja beteiligen, wenn es um Pflichtaufgaben des Schulträgers geht. In Zukunft wird sicher noch mehr Eigeninitiative und Engagement gefragt sein. Der Ruf nach dem Staat allein funktioniert nicht mehr." "Die Zeiten sind anders geworden, man kann nicht mehr aus den Vollen schöpfen", sagt auch Gabi Hank, Vorsitzende des Förderkreises der Johann-Amos-Comenius-Realschule in Trier. Sie sieht Fördervereine aber nicht als Lückenbüßer für fehlende öffentliche Finanzmittel, sondern begreift sie als eine Chance für Eltern, Eigeninitiative zu zeigen und den Kindern Werte mit auf den Weg zu geben. "Wir können viel bewegen, Verantwortungsgefühl und Motivation durch harmonische Neugestaltung von Klassenzimmern wecken, Identifikation und Außenwirkung durch Sponsoring einheitlicher T-Shirts für Sportfeste fördern, Solidarität durch Unterstützung finanzschwacher Schüler zeigen oder Freizeitaktivitäten zur Förderung des Miteinanders sponsern", meint Förderkreis-Vorsitzende Hank. Georg Schmitt, Schulleiter der Realschule, bestätigt diese Einschätzung: "Es darf nicht sein, dass der Verein Papier und Landkarten bezahlt. Das muss der Schulträger gewährleisten. Er ist arm, aber da ist auch die Findigkeit der Lehrer gefragt, damit Ausgaben sinnvoll angelegt werden." "Schulbetrieb muss ohne Förderverein machbar sein", sagt Günter Hagelauer, der Leiter der Grund- und Hauptschule in Trier-Zewen. Aber auch an seiner Schule ist die Realität eine andere: "Der Verein hat uns deutlich unter die Arme gegriffen und das auch bei Aufgaben, die dem Schulträger zufallen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort