Ohne Moos nix los
Wer heute als Hilfsorganisation überleben will, braucht bei der Suche nach Spendern und Sponsoren mehr als einen Klingelbeutel und ein freundliches Gesicht. Aber die Philosophien der entsprechenden Einrichtungen in der Region Trier sind durchaus unterschiedlich.
Trier. Spendensammeln ist ein harter Job. Kaum jemand weiß das so gut wie Elke Boné-Leis. Sie hat ihre Funktion im Vorstand des Trierer Kinderschutzbundes aufgegeben, um sich ganz auf jene Tätigkeit zu konzentrieren, die auf Neudeutsch "Fundraising" heißt.Ihre Methoden sind dabei eher konventionell. Leute persönlich ansprechen, sich ans Telefon klemmen, Kontakte spielen lassen. "Jeder Cent kommt den Kindern zugute", sagt sie. Und wenn sie mal was für den "Eigenbedarf" braucht, sei es ein Weinpräsent für eine Benefiz-Veranstaltung oder ein neues Modul für die kaputte Telefon-Anlage, dann sucht sie speziell dafür einen Finanzier. Professionelles Marketing sieht sie eher skeptisch. "Mir wird bei Hochglanz-Broschüren immer flau" sagt sie. Dann lieber ein kleines Konzert, dessen Einnahmen dem KSB zugute kommen. Auch Silvia Dempfle, ehrenamtlich für die Hospiz-Stiftung Trier tätig, setzt auf Mundpropaganda und vielfältige Unterstützung im Kleinen. Die Hospizler verfügen aber auch über ein stabiles Einnahmepolster durch Patenschaften und Spendenaufrufe in Todes-Anzeigen. Ebenfalls im kleinen Rahmen bringt es die Trierer Lebenshilfe-Stiftung auf gut 10 000 Euro Spenden pro Jahr - da macht schon mal ein Konzert der Bläser-Gruppe "Reed Bulls" in der Tufa den Löwenanteil aus. "Nestwärme" setzt auf Professionalität
Bei der in Trier angesiedelten, bundesweit agierenden "Nestwärme" verfolgt man eine andere Philosophie. Professionalität spielt eine große Rolle, die Werbematerialien sind hochwertig, die Ansprache potenzieller Sponsoren ist bestens organisiert. Mit ihrer Form "sozialen Unternehmertums" hat Nestwärme-Chefin Petra Moske reihenweise Preise abgeräumt, gilt als innovatives Branchen-Vorbild - und konnte im letzten Jahr stolze 390 000 Euro Spenden einwerben. Dass ausweislich der Homepage 21 Prozent der Spenden-Einnahmen für Administration, Werbung und Service ausgegeben werden, hält Moske für "vollkommen berechtigt". Ehrenamtliche Mitarbeiter seien "keine eierlegenden Wollmilchsäue, die alle Aufgaben übernehmen können". Gerade wer ein sauberes Finanzgebaren wolle, transparente Jahresberichte und eine gute Spender-Betreuung, komme an solchen Ausgaben nicht vorbei. Angesichts der Unicef-Debatte fürchtet Moske nun, "dass die Leute ganz falsche Vorstellungen entwickeln". So ähnlich sieht das auch Hiltrud Zock vom Trierer "Agenturhaus", das Nestwärme und etliche andere soziale und kulturelle Initiativen betreut. "Wer Unternehmen als Unterstützer gewinnen will, muss überzeugende Konzepte vorlegen", sagt die Marketing-Expertin. Dass man dieses Knowhow auch honoriert, hält sie nicht für ehrenrührig. Schließlich sei "priesterliche Seelsorge auch eine gemeinnützige Sache, und trotzdem wird der Pastor bezahlt". Allerdings behandelt das Agenturhaus Initiativen anders als Wirtschaftskunden. "Auf jede bezahlte Stunde legen wir mindestens eine ehrenamtliche drauf", versichert Zock. Gemeinsam ist allen Sozial-Organisationen in der Region die Forderung nach Offenheit und Transparenz. Dafür gibt es mit dem "Spenden-Tüv" des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DIZ) eigentlich ein bundesweit anerkanntes Gütesiegel. Aber kaum eine der örtlichen Einrichtungen ist dort zertifiziert. "Zu teuer und ohne großen Aussagewert", befinden Boné-Leis und Moske fast wortgleich. "Das würde uns Jahr für Jahr tausend Euro kosten", kritisiert Elke Boné-Leis, das sei "für eine kleine Organisation nicht zu verantworten". Zweifel an der Aussagekraft des Spenden-Siegels
Ob das Siegel wirklich immer Seriösität garantiert, daran hat auch Petra Moske Zweifel. Man kann es verstehen. Ausweislich der DIZ-Richtlinien dürfen anerkannte Institutionen keine Provisionen für Spendensammler zahlen. Was die Prüfer aber nicht davon abgehalten hat, in ihrem Spendensiegel-Bulletin vom Dezember 2007 das deutsche Unicef-Komitee aufzulisten.