"Opposition ist wichtig, Regieren ist schöner"

TRIER. Die Oppositionsrolle im Mainzer Landtag soll für die Grünen nicht zum Schicksal werden. Mit Spitzenkandidatin Ise Thomas wollen sie nach fast 20 Jahren in die Verantwortung. "Opposition ist wichtig, Regieren ist schöner", sagt die Diplom-Psychologin.

Eine anstrengende Fastnachtskampagne hinter sich, aber dennoch für den Wahlkampf "motiviert bis in die Haarspitzen": Zum zweiten Mal nimmt die 46-Jährige Ise Thomas (Andernach) als Grünen-Spitzenkandidatin Anlauf, um das Mainzer SPD/FDP-Regierungsdoppel Beck/Bauckhage zu sprengen. Schließlich will man möglichst selbst mit den Genossen den künftigen Landes-Kurs bestimmen. Selbst, wenn die Umfragen ihre Partei nur zwischen fünf und sechs Prozent sehen: "Sieben plus X" heißt das ehrgeizige Ziel, das am 26. März in der Wahlbilanz stehen soll. Die Ausgangslage sei besser als 2001, sagt Thomas im Gespräch mit TV-Redakteuren - und es schwingt bei allem Wahlkämpfer-Optimismus auch eine ordentliche Portion Hoffnung mit. Regierungsoptionen neben der SPD kann Ise Thomas nicht erkennen, auch wenn sich nach der Bundestagswahl die Parteienlandschaft stärker geöffnet hat. Die Grüne schätzt CDU-Chef Christoph Böhr zwar als klugen Kopf, der allerdings "nur schwer auf den Parteikörper passt". Weil die Union für sie keine geschlossene Partei ist, wäre sie "ein extrem schwieriger Koalitionspartner". Mit Gedanken an Schwarz-Grün will sie sich nicht lange aufhalten. Vor fünf Jahren war die Ökopartei zwar noch in Berlin in der Regierungsverantwortung und damit politisch überall gefragt, jedoch im absoluten Stimmungstief. Heftiger Gegenwind schlug den Grünen im Land entgegen und bescherte ihnen mit 5,2 Prozent gerade mal so den Sprung in den Landtag."Nun gibt es keine Prügel mehr"

"Nun gibt es keine Prügel mehr für die Bundespolitik", stellt Thomas erleichtert fest. Doch diesmal soll auch alles besser werden, weil die Grünen als Opposition an Profil gewonnen haben. Mit klarem Kurs habe ihre Fraktion Pluspunkte gesammelt und einiges vorzuweisen, sagt die Vorsitzende selbstbewusst. Auf ihren "ordentlichen Druck" führt sie zurück, dass die Gelder für Hochschulen aufgestockt, Korruptionsskandale bei den Ludwigshafener Hafenbetrieben oder bei den Bauten auf dem US-Stützpunkt Ramstein öffentlich wurden.Zahlen und Fakten sind ihre Welt

Beim Argumentieren blüht Thomas sichtlich auf. Ob es um den Einsatz erneuerbarer Energie geht, mehr Transparenz im Landeshaushalt oder das Projekt "Neue Schulen" mit längerem gemeinsamen Lernen: Zahlen und Fakten sind eher ihre Welt als ideologische Überzeugungen, an denen mancher ihrer Parteifreunde so lange und so gerne hängt. "Familienpolitik ist nichts Neues bei den Grünen, wir haben uns nur lange mit dem Begriff schwer getan", sagt sie bei Fragen nach dem 100-Millionen-Programm für bessere Betreuungsangebote. Für sie gilt: Realitäten erkennen und beim Namen nennen. Unter diese Rubrik fällt auch die Akzeptanz für den Flughafen Hahn. Doch es bleibt beim Widerstand gegen schwere Frachtflieger und Nachtflüge. Auch der umstrittene Hochmoselübergang für den B 50-Ausbau bleibt bei ihr auf dem Prüfstand. Die Eingriffe in die Natur, auch beim Lückenschluss der A 1, berühren grünes Herzblut. Das fließt auch heftig im Kampf für ein gentechnikfreies Rheinland-Pfalz. Dass mit Joschka Fischer den Grünen ein Zugpferd in der ersten Reihe abhanden gekommen ist, empfindet Thomas im Wahlkampf zwar als Verlust. Ihre Zuversicht, die Anhängerschar an die Urne zu bringen, ist dennoch groß. "Wenn wir keine Fehler machen, sind sieben Prozent plus X drin", ist sie sicher. Ob es aber auch zum Sprung auf die Regierungsbank reicht, steht auf einem anderen Blatt. Doch ihr Antrieb bleibt: "Opposition ist wichtig, Regieren ist schöner."

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