Per Taxi zurück zum Tatort

Kröv · Angeblich wollten sie nur ihren nichtbezahlten Lohn: Die fünf Männer, die am Sonntag zwei Geschäftsleute in Kröv bedroht haben, hatten offenbar vor, 6000 Euro einzutreiben, die ihnen die beiden schuldig sein sollen.

 Ein Einsatzfahrzeug der Polizei am Sonntagnachmittag am Tatort: In dieser Wohnsiedlung oberhalb von Kröv unweit des Ferienparks Mont Royal, rund drei Kilometer von der Ortsmitte entfernt, ist ein Geschäftsmann festgehalten und offenbar mit einer Waffe bedroht worden. TV-Foto: Klaus Kimmling

Ein Einsatzfahrzeug der Polizei am Sonntagnachmittag am Tatort: In dieser Wohnsiedlung oberhalb von Kröv unweit des Ferienparks Mont Royal, rund drei Kilometer von der Ortsmitte entfernt, ist ein Geschäftsmann festgehalten und offenbar mit einer Waffe bedroht worden. TV-Foto: Klaus Kimmling

Kröv. Den vergangenen Sonntag werden zwei Geschäftsleute aus Kröv sicherlich so schnell nicht vergessen. Morgens bekamen die beiden Männer, 37 und 38 Jahre alt, unangemeldet Besuch von fünf Männern - vier Polen und einem Deutschen. Nach den bisherigen Ermittlungen haben die Eindringlinge unmissverständlich klargemacht, was sie von den beiden Geschäftsleuten, die angeblich in der Baubranche tätig sind, wollten: 6000 Euro. Geld, das ihnen angeblich als Lohn für verrichtete Arbeit auf Baustellen zusteht. Auftraggeber für die Arbeit sollen die beiden Geschäftsleute aus Kröv gewesen sein.
Die vier Polen im Alter zwischen 31 und 40 Jahren sollen aber bei einem Subunternehmer aus dem Raum Frankfurt beschäftigt gewesen sein. Bei ihm waren sie mit ihrer Lohnforderung wohl abgeblitzt: Der Mann soll sie an seine Auftraggeber in Kröv verwiesen haben.Daraufhin sind die vier Polen und der hessische Subunternehmer dann wohl am Sonntag an die Mosel gereist.
Weil die beiden Geschäftsleute das geforderte Geld nicht im Haus hatten, fuhr der 37-Jährige mit drei der vier Polen kurz nach elf Uhr von Kröv ins 16 Kilometer entfernte Wittlich - vorgeblich, um an einem Geldautomaten Geld abzuheben. Statt zur Bank chauffierte der Geschäftsmann die drei ahnungslosen Polen allerdings direkt vor die Wittlicher Polizeiwache.
Revolver im Garten vergraben


Nach einer Vollbremsung sei er dann aus dem Auto in die Dienststelle gestürmt, sagt der Leitende Trierer Oberstaatsanwalt Jürgen Brauer. Daraufhin wollten die Polen wohl mit dem Wagen ihres Opfer fliehen. Doch der Mann hatte geistesgegenwärtig die Schlüssel abgezogen - die drei Männer fuhren per Taxi zurück nach Kröv zu dem Geschäftspartner des 37-Jährigen. Sie sollen den Mann (38) mit einem Gasrevolver in Schach gehalten und ihm die Waffe an den Kopf gehalten haben, während draußen die Polizei Stellung bezog und das Haus umstellte. Als die Männer gegen 13 Uhr die Wohnung verließen, wurden sie überwältigt und festgenommen. Den Gasrevolver fanden die Ermittler später - er war im Garten des Hauses vergraben. Gestern wurden die fünf Männer dem Haftrichter vorgeführt. Bis zum Abend ergingen gegen alle fünf Haftbefehle. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen erpresserischen Menschenraub und versuchte räuberische Erpressung vor. Der Leitende Oberstaatsanwalt Jürgen Brauer sagte am Dienstagmorgen: "Wir sind bemüht, das Verfahren schnellstmöglich abzuschließen. Ich gehe davon aus, dass Anklage erhoben wird."Extra

Wie definiert das Strafgesetzbuch die Taten, die den fünf am Sonntag in Kröv festgenommenen Männern vorgeworfen werden? Erpresserischer Menschenraub: "Wer einen Menschen entführt oder sich eines Menschen bemächtigt, um die Sorge des Opfers um sein Wohl oder die Sorge eines Dritten um das Wohl des Opfers zu einer Erpressung auszunutzen, oder wer die von ihm durch eine solche Handlung geschaffene Lage eines Menschen zu einer solchen Erpressung ausnutzt, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren bestraft." (Paragraf 239a) Versuchte räuberische Epressung: "Wird die Erpressung durch Gewalt gegen eine Person oder unter Anwendung von Drohungen mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben begangen, so ist der Täter gleich einem Räuber zu bestrafen." (Paragraf 255)

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