Parteien Hausarzt, Hoffnungsträger, Hardliner: So tickt der designierte neue CDU-Landesgeneralsekretär

Christoph Gensch soll als CDU-Landesgeneralsekretär einen Eifeler beerben. Der 39-Jährige gilt als großes Talent in der Partei. Was hat er vor?

 Christoph Gensch, Landtagsabgeordneter der CDU, äußert sich in der aktuellen Debatte über die ärztliche Versorgung auf dem Land. Gensch soll nach dem Willen der Parteispitze neuer Generalsekretär der CDU in Rheinland-Pfalz werden.

Christoph Gensch, Landtagsabgeordneter der CDU, äußert sich in der aktuellen Debatte über die ärztliche Versorgung auf dem Land. Gensch soll nach dem Willen der Parteispitze neuer Generalsekretär der CDU in Rheinland-Pfalz werden.

Foto: Florian Schlecht

CSU-Mann Alexander Dobrindt sagte mal, ein Generalsekretär müsse der Synchronschwimmer eines Parteivorsitzenden sein. CDU-Bundesgeneralsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer konterte, sie möge gar kein Synchronschwimmen. Und Christoph Gensch sagt mit einem Grinsen im Gesicht: „Ich beherrsche gar kein Synchronschwimmen.“

Der 39-jährige Pfälzer sitzt am Dienstag in Mainz neben CDU-Landeschefin Julia Klöckner, die vor Journalisten ein Geheimnis lüftet, das Spatzen längst von den Dächern pfiffen: Wenn die CDU-Delegierten am 20. Oktober beim Landesparteitag in Lahnstein einen neuen Generalsekretär wählen, geht Gensch ins Rennen. Der Zweibrücker würde auf den Eifeler Patrick Schnieder folgen, der das Amt aufgab, als er im Bundestag zum parlamentarischen Geschäftsführer der CDU gewählt wurde.

Geht es nach der Biografie von Gensch, weist er einige Talente auf – auch wenn Synchronschwimmen nicht dazu gehört. Der Vater eines zweijährigen Sohnes glänzte einst auf dem Fußballplatz, wo er unter Peter Rubeck spielte, der einst Eintracht Trier und den FSV Salmrohr trainierte. Mit Borussia Neunkirchen kickte Gensch in der Oberliga.

Politisch überraschte der Zweibrücker 2016, als er seinen Wahlkreis deutlich gewann, der traditionell der SPD „gehörte“. Sein Steckenpferd als Landtagsabgeordneter ist die medizinische Versorgung. Kein Wunder: Gensch führt selber eine Hausarzt-Praxis in Zweibrücken und will sie auch als Generalsekretär weiter betreiben. „Ich habe früher zwölf Stunden auf der Intensivstation gearbeitet, danach noch geforscht und mich politisch eingebracht“, sagt Gensch. „Das ist alles eine Frage der Organisation.“

Da traut auch Julia Klöckner dem Talent einiges zu, das in Parteikreisen schon als künftiger Minister gehandelt wird. „Er ist der richtige Parteimanager“, sagt Klöckner über Christoph Gensch, der in den kommenden Monaten viel durch Rheinland-Pfalz touren muss, um vor den Kommunal- und Europawahlen 2019 Mitglieder zu mobilisieren und für die Linie der CDU zu kämpfen.

Eins der wichtigsten Anliegen des Pfälzers ist es, die Partei vor einem Untergang zu bewahren: „Volksparteien kämpfen um ihre Existenzberechtigung, mancher Kritiker sieht sie schon als Modell von gestern. Ich will unser christdemokratisches Erfolgsmodell bewahren und stärken.“ Ein Generalsekretär, der nach außen oft Wadenbeißer ist, der provoziert und bei Attacken auch mal übers Ziel hinausschießt, will Gensch eher nicht werden. Er sei moderat im Ton, aber hart in der Sache.

Da polarisiert Gensch auch gerne mal als Hardliner. Wie in der Migrationspolitik. Geht es nach ihm, greife es zu kurz, lediglich Fluchtursachen zu bekämpfen. Die Bevölkerungszahl in Afrika werde in den kommenden Jahren steigen. Gensch sieht eine Lösung in einer „klaren Abgrenzung der EU mit einem massiven Schutz der Außengrenzen“. Beim Bundesparteitag stimmte der Shootingstar gegen die große Koalition im Bund, kritisierte eine inhaltliche Entleerung der CDU unter Kanzlerin Angela Merkel und forderte eine personelle Erneuerung.

Zumindest in Rheinland-Pfalz ist der Pfälzer nun selbst ein frisches Gesicht an prominenter Stelle. Gensch kündigt an, mehr Diskussionen in der CDU anstoßen zu wollen, um Strömungen zusammenzubringen. Landespolitik wolle er kommunal stärker „runterbrechen“. Gensch versteht sich als Teamplayer.

Auch wenn das Zusammenspiel mit Julia Klöckner beim ersten öffentlichen Auftritt einmal kurz holpert. Als die 45-jährige CDU-Landeschefin Gensch „als deutlich jünger als ich, wie man unschwer erkennen kann“, adelt, sitzt der Zweibrücker schweigend daneben. Dann stupst Klöckner ihn an und lacht herzlich: „Widerspruch hätte ruhig deutlich früher kommen können.“

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