Pflege bleibt gefragtes Thema

MAINZ. (win) Die Pflegeversicherung wirft noch viele Fragen auf. Das Informations- und Beschwerdetelefon Pflege der Verbraucherzentrale erfuhr in sechs Monaten mit fast 500 Anrufen eine enorme Resonanz.

Nicht nachvollziehbare Abrechnungen, unverständliche Verträge, Kritik an der Eingruppierung in Pflegestufen: Ein breites Spektrum von Problemen landete im ersten halben Jahr nach seiner Einrichtung beim Beschwerdetelefon Pflege. Jeder dritte der insgesamt 485 Anrufer meldete sich mit Kritik, die Mehrzahl wünschte Rechtsberatung und Information. "Wir müssen vielen Ratsuchenden klarmachen, das die Pflegeversicherung keine Vollkasko per Gesetz ist", sagt Karin Stock, Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Dort rufen die Menschen an, weil sie bei den Abrechnungen ambulanter Pflegedienste nicht verstehen, dass noch privat zugezahlt werden muss oder bei der Eingruppierung in die drei unterschiedlich bezuschussten Pflegestufen die Aufsicht gerade für Pflegebedürftige mit altersbedingtem Leistungsabbau des Gehirns (Demenz) bei der Berechnung des Zeitaufwandes weitgehend außen vor bleibt. Der Pflegebegriff ist nach ihrer Meinung zu eng gefasst. Daher gibt es immer wieder Probleme bei der Abgrenzung von Leistungen zwischen Kranken- und Pflegekasse. Pflegeverträge müssten vereinheitlicht werden und konkretere Vorgaben erfüllen, fordern die Verbraucherschützer. Viele ungelöste Fragen gibt es momentan auch beim Einsatz ausländischer Haushaltshilfen. Der Beratungsbedarf zum Thema Pflege ist sehr hoch, stellt Sozial-Staatssekretär Richard Auernheimer fest. Angesichts der landesweit 95 000 Pflegebedürftigen wertet er jedoch die rund 1500 Beschwerdefälle, die bei Verbraucherzentrale und den landesweit 135 Beratungs- und Koordinierungsstellen auflaufen, insgesamt als Zeichen großer Zufriedenheit. Nach Angaben von AOK-Chef Walter Bockemühl wird bei den jährlich rund 30 000 Überprüfung des Medizinischen Dienstes im Rahmen der Pflegeversicherung zehn Prozent der Einstufungen widersprochen. Jeder zehnte Einspruch ist erfolgreich. Doch laut Bockemühl zeigen sich auch bei diesen Beschwerden vor allem Informationslücken über die Vorgaben der Pflegeversicherung. Beschwerdetelefon Pflege: 06131-284841, montags und mittwochs 10 bis 13 Uhr, donnerstags 14 bis 18 Uhr.

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