Piraten und Tierschützer auf dem Sprung nach Brüssel: Wer bei der Europawahl gute Chancen hat - und wer nicht

Straßburg/Brüsel · Die Region Trier liege im Herzen Europas, lautet einer der Lieblingssätze der hiesigen Politiker. Allerdings: Im EU-Parlament spiegelt sich dies nicht wider. Da spielen Region und Bundesland eher eine Nebenrolle.

Nachdem das Bundesverfassungsgericht Anfang Februar die Drei-Prozent-Hürde gekippt hat, ist klar: Dem nächsten EU-Parlament werden so viele Parteien aus Deutschland angehören wie nie zuvor. Davon profitieren könnte - neben Piraten und Republikanern - die Tierschutzpartei. Sie kam bei der vergangenen Europawahl auf 1,1 Prozent der Stimmen. Das würde wahrscheinlich reichen, um dieses Mal ins EU-Parlament einzuziehen. Spitzenkandidat ist mit dem Saarbrücker Stefan Bernhard Eck ein Mann aus der Großregion.

Mit dem Ergebnis der 2009er Wahl (1,7 Prozent) zögen auch die Freien Wähler ins EU-Parlament. Damit der auf Listenplatz drei gesetzte Rheinland-Pfälzer Manfred Petry es schafft, müssten die Freien allerdings noch zwei Prozentpunkte zulegen.

Gute Aussichten hat dafür der auf Listenplatz zwölf antretende Mainzer Grüne Romeo Franz. Voraussetzung für seinen Einzug ins EU-Parlament ist allerdings, dass die Grünen ihr altes Wahlergebnis (12 Prozent) wiederholen.
Um seinen Wiedereinzug bangen muss dagegen der Bopparder Sozialdemokrat Norbert Neuser, der seit dieser Legislaturperiode im EU-Parlament sitzt. Der 65-Jährige, der als Parlamentarier auch die Region Trier vertritt, steht bei den Sozialdemokraten auf Listenplatz 27. Um die 27 Prozent rangierten die deutschen Sozialdemokraten auch zuletzt in Umfragen zur Europawahl. Heißt: Es wird knapp für Neuser.
Reichen dürfte es dagegen für die als Nachfolgerin der CDU-Langzeitparlamentarierin Christa Klaß antretende Simone Thiel. Auch wenn die 35-jährige Saarburgerin artig darauf verweist, dass Deutschland ja demnächst "nur" 96 Sitze im EU-Parlament habe, drei weniger als bisher.

Derartige Gedanken muss sich der rheinland-pfälzische FDP-Bewerber Friedhelm Pieper gar nicht erst machen. Er steht bei seiner Partei auf Listenplatz 14 und ist damit so gut wie chancenlos. Laut jüngsten Umfragen rangiert die FDP bei drei Prozent - acht Prozentpunkte weniger als bei der Europawahl vor fünf Jahren.
Erstmals im Europaparlament vertreten sein dürfte dagegen die eurokritische Alternative für Deutschland. In allen Umfragen rangiert die auch als rechtspopulistisch geltende Partei bei sechs Prozent. Heißt: Die ersten fünf Kandidaten auf der AfD-Liste dürften den Sprung nach Brüssel wahrscheinlich schaffen.

Sogar noch etwas besser steht in Umfragen die Linke da. Die Partei stellt im aktuellen EU-Parlament acht Abgeordnete, eine Zahl, die sie abermals erreichen könnte.

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